Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Religionen arbeiten auch mit Freude und positiven Elementen. Wenn du das und das tust, kommt du in den Himmel, wo dich alles schöne erwartet und genau damit erzielen sie den meisten Effekt. Die Angst ist immer kombiniert mit negativen (auch aus nicht-religiöser Sicht negativ) Handlungen die der Glaubende ausüben kann.
Definitiv, da möchte ich keineswegs widersprechen. Die Tatsache, dass Religionen auch sehr viel positives bewirkt haben möchte ich keineswegs abstreiten. Ich hatte mich da auf den Beitrag von Steuerhinterzieher bezogen, mit u.a. der Aussage "Beispielsweise wurde durch die Religion der Mord als solches verboten, wo du heute denkst, das Verbot von Mord wäre ganz selbstverständlich in jedem Menschen verankert. Das ist nur das Ergebnis einer Religion."
Angst ist auch ein Motivator in der heutigen Gesetzeslage und ist durchaus auch notwendig. Selbsterkenntnis allein reicht nicht immer aus. Deswegen ist das Strafgesetz auch so forumuliert "Wenn du das und das machst, erwartet dich die und die Strafe".
Angst kann man auch nicht so einfach loswerden vor allem ist es auch wichtig, Angst nicht loszuwerden. Die Angst ist in der menschlichen Psyche aus einem bestimmten Grund vorhanden. Es hält uns vor gewissen Handlungen ab und schärft temporär unsere Sinne.
Angst kann und soll man nicht loswerden, das ist richtig. Man sollte sich nur eben nicht blind von ihr leiten lassen, sondern sie als das auffassen was sie ist, ein Warnsignal. Es dient als Anstoß die geplante Handlung noch einmal zu überdenken und herauszufinden, ob die Angst wirklich begründet ist oder nicht. Und falls ja kann man sich entscheiden anders zu handeln. Aber auf Grundlage ruhiger und klarer Überlegungen. Natürlich gibt es Situationen in denen man nicht die Zeit dazu hat, aber auch da ist es sinnvoller die Angst nur als einen Faktor wahrzunehmen, nicht als einzig dominierende Entscheidungsrichtlinie.
Einen klaren Kopf zu behalten ist natürlich nicht immer leicht, aber lernen kann das jeder, wenn er es selber wirklich will.
Auch behindert die Religion niemals die Selbsterkenntnis.
Sie tut das nicht bewußt, sondern mit bester Absicht, und auf die Gesellschaft bezogen haben Religionen - wie oben geschrieben - viel positives bewirkt. Für das Individuum kann (bewußt 'kann', und nicht 'ist') sie aber für die persönliche Entwicklung sehr hinderlich sein. Selbsterkenntnis bedeutet selbst erkennen. Also nicht bestimmte Handlungsmuster anzunehmen, weil sie einem vorgeschrieben werden, sondern weil man sie selber als für sich richtig erkennt. Ich bin der festen Überzeugung, dass die von Religionen vermittelten moralischen Werte im reinen menschlichen Wesen liegen. Werden diese Werte vorgeschrieben, dann kann das Menschen, die diese Vorschriften blind annehmen davon abhalten, überhaupt selber nach Erkenntnissen zu suchen, weil sie halt Vorschriften haben.
Für die Gesellschaft macht es keinen Unterschied, ob jemand nicht blind mordet, weil er selber erkannt hat, dass das falsch ist, oder ob er nur deshalb nicht mordet, weil nunmal die Gesetze so sind und er Angst vor dem Gefängnis/der Todesstrafe/der Hölle oder sonstwas hat. Für das Individuum macht das aber einen großen Unterschied.
Wo liegt jetzt der Unterschied zwischen einem Wissenschaftler, der an den Urknall glaubt (bewusst "glaubt"!) und einem Wissenschaftler, der an Gott glaubt?
Der Unterschied hängt jetzt von der Betrachtungsweise ab. Wenn man vollkommen abstrahiert können wir überhaupt nichts wissen. Die komplette objektive Wissenschaft lässt sich auf bestimmte getroffene Grundvorraussetzungen zurückführen, die sich aus dem dem Menschen möglichen logischen Denkmustern ergeben. Das diese begrenzt sind steht außer Frage, unsere (heutigen, bisherigen?) logischen Denkmuster können meines Erachtens niemals eine Erklärung für die erste Ursache liefern. Wenn man sich auf dieser Ebene bewegen möchte wird jegliche Diskussion obsolet. Deshalb ist aber meine persönliche Überzeugung auch, dass ein wirkliches Verständnis oder auch Erfahren unserer Welt nicht durch Logik und objektive Wissenschaft zu erreichen ist. Was natürlich die praktische Nützlichkeit dieser Dinge in keinster Weise diskreditieren soll.
Wenn ich mich aber im Rahmen einer Diskussion innerhalb der Grenzen unsere logischen Denkvermögens argumentieren möchte, dann muss ich auch die Grenzen unseres logischen Denkvermögens erkennen und akzeptieren. Mit anderen Worten, ich kann in einer rationalen Diskussion beispielsweise nicht bestreiten, das 2+2=4 ist. Grundsätzlich kann ich das natürlich, auch unser mathematisches System ist nur von Menschen erdacht, aber eine Diskussion würde auf dieser Grundlage eben absurd.
Ob die Urknall-Theorie innerhalb unseres wissenschaftlichen Denkens genauso zwingend ist, wie dass 2+2=4 ist, kann ich nicht sagen, da bin ich kein Fachmann. Ist es nicht 100% zwingend, besteht auf absoluter Ebene kein Unterschied, auf relativer Ebene würde man die Wahrscheinlichkeit für beide Theorien mit einbeziehen.
Es ist immer wichtig, wie sehr die Religion das Leben bestimmt und das kann man nicht pauschalisieren.
Vllt. wäre die Welt heute ohne die Religionen aber auch immer noch im Mittelalter und wir hätten immer noch keine Aufklärung. Vllt. auch nicht.
Hier stimme ich zu, es ist eben wichtig wie sehr die Religion das Leben bestimmt, und wieviel man blind übernimmt von dem, was einem über seine Religion erzählt wird.
Wie die Welt heute aussähe, hätte es keine Religionen gegeben, das weiß tatsächlich keiner. Da möchte ich mir sicherlich kein Urteil erlauben. Mir ging es eben um die oben zitierte Aussage von Steuerhinterzieher, und die Aussage, dass wir ohne Religionen heute alle noch in Höhlen leben würden. Das wollte ich nicht als Absolutum stehen lassen.