Ok Leute, Texte wird es auch bald wieder geben, aber vorerst veröffentlicht der Admiral hier seinen grade frisch angefangenen Venezuela2000 Reisebericht. Ich werde es in vielen Portionen darreichen und wünsche viel Spaß beim Lesen!
TEIL 1
Ich wurde jüngst gefragt, hey Fab, erzähl doch ma was über deine Zeit in Südamerika und ich sagte:
Ui, über Südamerika zu erzählen, ist nicht einfach, weil es da sehr viel zu erzählen gibt. Die Eckdaten sind schon mal: Wir (das sind mein Kumpel Thorsten und ich) sind am 18.10.2000 losgeflogen und das ganze startete schon im absoluten Chaos. Wir hatten ursprünglich die Verbindung Hamburg-Frankfurt-Caracas. Unser Flieger sollte irgendwas bei 11:00 starten, um 16:00 hingen wir immer noch in Hamburg rum, bis schließlich die Durchsage kam, dass wegen Wetterscheiße vorerst kein Flieger mehr nach Frankfurt gehen sollte. Na Toll! Dann musste man schnell zum Schalter und Alternativmöglichkeiten durchkauen. Schließlich sind wir abends erst mal nach Amsterdam geflogen ohne einen wirklichen Plan zu haben und checkten da dann weitere Optionen. Wir haben uns dort auf eine Warteliste für einen Flieger nach Curacao(Antillen) setzen lassen und haben den glücklicherweise auch bekommen und sind mit dem nachts losgeflogen. Das war zwar Glück, aber neben mir saß eine Großfamilie aus Quito, die mich freundlicherweise gleich mit unter ihre Ponchos nahm. An Schlafen war nicht so wirklich zu denken.
Wir sind dann in Willemsstaad auf Curacao gelandet und da ging es anschließend eigentlich erfreulich weiter, denn es stand schon eine Propellermaschine gen Caracas bereit, die wir dann auch just bestiegen. So kamen wir nach weiteren ca. 2 Stunden Flug morgens in Caracas an. Jetzt war es aber einen Tag später als beabsichtigt und so konnte uns unser venezolanischer Freund nicht vom Flughafen abholen, weil er da arbeiten musste und so gammelten wir erst mal am Terminal rum, bis wir einen Entschluss fassten und auf eigene Faust nach Caracas rein wollten. Der Flughafen Maiquetía liegt direkt am Meer und Caracas hinter den Avilas(Gebirgskette), also ca. 30 km vom Flughafen entfernt. Wir haben dann so einen Bus bestiegen, der vom nationalen Flughafen abfuhr. Im Reiseführer war sogar die ca. 500m lange Strecke zwischen internationalem und nationalem Flughafen als besonders gefährlich erwähnt, weil dort Massen von Gepäckträgern lauern, die nur drauf warten dir deine Sachen zu stibitzen. Wir wurden zwar auch gleich massiv behelligt, aber konnten unsere Sachen noch gut selber tragen.
In Caracas angekommen, hieß es dann erst mal tief Luft holen, denn diese Stadt ist wirklich ein Moloch!
Man kommt ja von den Bergen ins Tal reingefahren, in dem die Stadt sich in über 30km(!) Länge hinzieht(breit ist sie nur ca.2km) und sieht eigentlich anfangs nicht viel wegen des heftigsten Smogs. Die Leute fahren da nämlich alle Auto, aber auch alle! Und die meisten die absoluten AmiSchrottkarren. Der Liter kostet(e) um die 20 Cent, verständlich also und sowas wie Tüv oder so gibt es natürlich nicht.
Na ja, wir wussten gar nicht genau, wo Jesus überhaupt wohnte und riefen ihn dann mal an und erzählten, dass wir schon in der Stadt wären, er konnte aber erst gegen späten Nachmittag kommen, also fuhren wir zu der U-Bahn-Station, die er uns als Treffpunkt nannte.
Es war ziemlich im Norden gelegen oder eher im Osten der Stadt und war sogar die Endhaltestelle. Puh, da war ein Betrieb, vor allem, weil direkt ein Rancho anschloss. Dass sind die Slumviertel aus der Marginallinie der Stadt. Wir haben natürlich nie einen Fuß in ein solches Viertel gesetzt, aber von weiter weg sah es auch nicht grade verlockend für einen Gringo aus. Ziemlich heftig. Dementsprechend lungerten da an der U-Bahn-Station alle möglichen Leute herum und wir mittendrin mit unseren fetten Rucksäcken. Spätestens da haben wir gemerkt, wie sich Ausländer in Deutschland bisweilen fühlen müssen. Wir wurden doch schon recht feindselig von den meisten angestarrt, schließlich waren wir Weiße oder halt Gringos, die da sonst nicht hingehörten. Na ja, wir haben dann da ein paar Stunden zugebracht, bis endlich gegen späten Nachmittag Jesus vorbei kam und uns abholte.
Falls ihr euch jetzt fragt, wer das ist: Den haben wir ein Jahr zuvor bei unserer Interrailtour in Spanien kennen gelernt. Er saß im selben Zugabteil und war auf Europaurlaub, wir kamen ins Gespräch und hatten dann nach der Zeit immer lockeren E-mail Kontakt, irgendwann meinte er dann (wohl eher scherzhaft), dass wir ihn doch mal in Venezuela besuchen könnten und wir dachten drüber nach und sagten zu!
Er ist so Mitte 30 und arbeitet da an einem Staudamm als Ingenieur und hat dementsprechend bischen mehr Kohle.
Dass merkten wir dann auch, als wir in seine Gegend kamen. Dort sah es nämlich nicht mehr so ranzig aus. Trotzdem absolut gewöhnungsbedürftig, denn was wir als Groß Moisling/Mettenhof/Marzahn angesehen hätten, war da schon eine ziemlich gute Wohngegend.
Das waren alles ziemlich große Hochhauskomplexe auf abgeriegeltem Terrain mit eigner Wachmannschaft (!), schließlich waren ja die Ranchos in unmittelbarer Nachbarschaft.
Hm...schon krass, wir haben dann seine Wohnung bezogen, anschließend hat er uns Polarbier aufgetischt und wir haben dann noch ziemlich lange gequatscht, vorerst auf englisch, weil ich z.B. keine Silbe spanisch konnte....