Ranking aller Kollegah-Alben (incl. Tapes + Kollaboalben)

Klärt mich mal bitte auf: Man liest ja immer wieder davon, dass das gar keine unveröffentlichten Tracks und Skizzen von früher sind, sondern Kolle alles neu eingerappt hat in den alten Stimmlagen. Stimmt das? Wenn ja, hat er schon einen übertrieben guten Job gemacht muss ich sagen. Kann ich mir aber kaum vorstellen.
Bin ich gar nicht drauf eingegangen, würde mich aber auch interessieren. Habe auch erst im Laufe der Reviews zum ersten Mal davon gehört, weiß jemand genaueres?
 
Bin ich gar nicht drauf eingegangen, würde mich aber auch interessieren. Habe auch erst im Laufe der Reviews zum ersten Mal davon gehört, weiß jemand genaueres?
die songs sollen wohl kurz vor veröffentlichung der ep aufgenommen worden und nicht wie angegeben aus den jeweiligen jahren zu den jeweiligen alben entstanden sein. das hört man vor allem an der stimme und außerdem sind einige lines aus den songs von writern hier im forum im jahr 2012 bzw. 2014 gepostet worden, was zusätzlich darauf hindeutet, dass die songs erst 2015 aufgenommen wurden.
 
die songs sollen wohl kurz vor veröffentlichung der ep aufgenommen worden und nicht wie angegeben aus den jeweiligen jahren zu den jeweiligen alben entstanden sein. das hört man vor allem an der stimme und außerdem sind einige lines aus den songs von writern hier im forum im jahr 2012 bzw. 2014 gepostet worden, was zusätzlich darauf hindeutet, dass die songs erst 2015 aufgenommen wurden.

Auf den Songs die zu Alphagene Zeiten enstanden sein sollen - Überlege Psyche z.B. - klingt seine Stimme echt künstlich verstellt, so hat er nie geklungen auf anderen Tracks. Aber hätte er ja auch 2007 so ausprobiert haben können, wer weiß. Er hatte ja eigentlich immer auf jedem Release ne andere Stimme. Aber so die ganz frühen Sachen sind schon echt überzeugend. Falls er die auch gefaked haben sollte, dann Schappoh.
 
sind auf den songs lines die man von späteren releases kennt?

wenn nicht, dann sind sie neu.

hab einige unveröffentliche tracks von ihm und die guten lines von denen wurden natürlich später für releases benutzt, wäre ja auch absurd wenn nicht.
 
Kollegah - Imperator (Album)
Releasedate: 09.12.2016
Chartposition: Platz 1 in Deutschland (Gold, 20 Wochen insgesamt), Platz 1 in Österreich (7 Wochen insgesamt),
Platz 1 in der Schweiz (6 Wochen insgesamt)
Verkäufe: +100.000
Versionen:
--> Album-CD mit 18 Tracks
--> Limited Deluxe Box (Album-CD, Instrumental-CD, Hootape 2 CD, Deus Maximus Money Clip, T-Shirt, Poster)
--> Digitale Version
--> (scheinbar) Super Deluxe Edition (kein Scherz) via Itunes mit Instrumentals + 3 Bonustracks (Midas, Sonnenfinsternis, Feuerwerk)
Wertung: 5,0 / 10 Punkte

Kollegah - Imperator.jpg

Nach dem Weggang von Selfmade Records dauerte es nicht lange, bis das nächste Soloalbum von Kollegah veröffentlicht wurde. Zuvor allerdings kam am 02.09.2016 noch der Fler-Diss "Fanpost 2", was im Nachhinein vielleicht schon als kleiner Teaser auf die Abnahme des Niveaus von Kollegah-Releases gesehen werden kann. Das von Daniel Zlotin (u.A. für "Nuttöö", "Leben und Tod des Kenneth Glöckner", "Bleib in der Schule", "Mein Mantel" regieführend) produzierte 18Min.-Video bietet zwar jede Menge Punchlines, die aber allesamt nichts Neues berichten und zu uninspiriert und verkrampft gerappt werden. Im Endeffekt ist der Diss viel zu lang und bietet gefühlt 40 ausgelutschte Karotten-Lines, außerdem lies Fler den Diss innerhalb kürzester Zeit via einstweiliger Verfügung auf Youtube sperren, weshalb der Promomove ebenfalls gehörig schief ging. Hier ist der Diss noch zu sehen:
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Das eigentliche Imperator-Album verfügt über 18 Tracks und hat eine Spielzeit von 64:20 Min. Für die Produktionen sind auf dem Album Hookbeats & Phil Fanatic, David x Eli, Joshimixu, Juh-Dee, Beat Brothers, Sadikbeatz, Reflectionz, Toxik Tyson, Nikki 3k sowie Undercover Molotov zuständig, wobei David x Eli (8) und Hookbeats & Phil Fanatic (5) für den Großteil des Albums verantwortlich sind.

Auf dem Intro Kaiseraura wird der Weg, den das Album einschlagen wird, bereits sehr deutlich: Während King noch mit dem hungrigen Alpha-Track ins Album startete, stolpert Kollegah in den ersten Sekunden durch einen nicht vorhandenen Takt. Wenn dann der Beat wirklich einsetzt, wird der Track zwar deutlich besser, auf der anderen Seite wird hier schon klar, dass der kommende Albumvortrag viel humorloser wird:
Kollegah kam erst mit Alphagene, hatte die Bossaura, wurde King und ist jetzt eben Imperator. Der Imperator-Kollegah macht im Grund das, was er immer macht, nur bringt es deutlich ernsthafter und auch verkrampfter rüber. Der Hörer bekommt spätestens auf dem zweiten Track Imperator den Eindruck, dass Kunstfigur und reale Person hier mehr miteinander verschmelzen. Dabei sind die Hook und der Beat auch so nervtötend, dass bereits der zweite Track für mich den ersten Totalausfall markiert. Überboten wird das nur noch durch das Video, welches man - und das ist noch nett formuliert - wohl als maximal cringe betiteln kann, selbst wenn man großzügig über die NS-Anspielung ("K"-Banner, die ähnlich gestaltet sind wie in der NS-Zeit)hinwegsieht:

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Ich verstehe auch nicht, warum man ausgerechnet diesen Titel für eine Singleauskopplung gewählt hat.
Aventador bietet immerhin einen deutlich angenehmeren Beat und eine nette Reimekettenpassage, bleibt für mich aber auch nur durchschnittliche Kost. Es spricht Bände, dass der Kollabo-Track mit Farid Bang (American Express) an vierter Stelle den bis dahin besten Track des Albums ausmacht: Waren das auf älteren Kollegah-Alben eher für mich die Skiptracks, wartet der Track zumindest mit einem guten Beat und einer nicht-nervigen Hook auf.

Ich hatte das Album bis zum Anfang dieser Rezensionen bis auf einzelne Tracks seit Release nicht mehr gehört. Während des Nebenbeihörens fiel mir der Beat von Nero positiv auf und ich wunderte mich, warum der nie in einer meiner Playlisten gelandet ist. Dann habe ich mir die Singleauskopplungen angeschaut und wusste wieder warum: Die Ästhetik des Videos fand ich damals so peinlich und abstoßend, dass ich den Track vollkommen vergessen hatte:

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Es ist ja nicht schlecht gemacht, aber diese Imperator-Ästhetik finde ich einfach nur befremdlich. Während viele Tracks ja mit Videos viel besser zünden, kann ich diesen Track einfach gut hören, aber nicht in Kombination mit dem Video. Weiterhin peinlich sind die Lines
"N steht für nicht zu F****n, E steht für Ehrgeiz, R steht für Rache O für ohne Gnade ich bin Nero" - ja haben wir denn wieder 2005 oder was?
Insgesamt beginnt dennoch nun der wesentlich bessere Teil des Albums, wenn man sich damit anfreunden kann, dass die Tracks eben ernster sind als auf vergangenen Releases: Der Cold-Blooded-Beat gefällt mir gut, auf 24 Karat schimmert sogar ein bisschen Humor durch (wenn auch der Beat sehr gewöhnungsbedürftig ist) und die Rap-Money-Kollabo mit Summer Cem harmoniert unerwartet gut.

Auf Assassine bröckelt das sonst so perfekte Imperatordasein, der unfickbare Boss wird langsam müde von dem ganzen Übermenschen-Life. Das steht zwar total im Gegensatz zum Intro-Gehabe ("stahlhart wie Bahngleise | ja ich würd´ auch gern mal voller Deepness über Probleme rappen, doch ich hab keine | gar keine ...."), bringt aber Abwechslung ins Album, ist super produziert und hat ein cooles Instrumental. Ich würde sogar sagen, dass der Track aus musikalischer Sicht einer der Vorzeigestücke des späten Kollegahs ist, unabhängig mal vom Inhalt. Inhaltlich musste ich an Ich schlafe ein von Bushido denken.

Deeper bleibt es auch auf Zeit, wo der Name Programm ist: Zuviele Pläne und zu wenig Zeit, während vom Tour- und Musikerleben erzählt wird. Auch hier gilt: Wo man auf Track 1 noch keine Probleme hatte, wird hier von Verlustängsten gesprochen. Sei es drum, der Track ist schlechter als Assassine, aber auch kein Totalausfall und die Produktion passend zum Thema. Pharao bietet ungewohnten Realtalk ("Ich hab das Pimpimage auf die Spitze getrieben | Geschichten geschrieben klar ist der Shit übertrieben | hatte nie Huren, die auf dem Strich für mich liefen | War kein Kartellchef, doch zahle vom Ticken die Miete") und ist definitiv hörbar, auch wenn zumindest bezweifelt werden kann, wie Real denn der Realtalk wirklich ist. Die KC-Rebell-Kollabo Pythonleder funktioniert ähnlich überraschend wie schon mit Summer Cem, ich hatte damals beim lesen der Tracklist deutlich schlechteres erwartet.
Rapkoryphäe ist maximal durchschnittlich, Schwarze Rosen mit Ali As - unserem Mzee-Twitter-Liebling - ein Totalausfall, James Bond ist etwas besser, aber auch nervig.

Fokus macht mir deutlich mehr Spaß und hat inhaltlich mehr Tiefgang als die Tracks davor, wenn auch hier und da nicht ohne Bedenken ("CFR und Bilderberger schmieden radikale Pläne für die maximale Höhe ihrer Kapitalerträge"). Einer von Millionen mit MoTrip macht mich richtig sauer: Ich habe nichts gegen Kopf-Hoch-Tracks und die Parts an sich sind - für das, was es eben sein soll - auch gar nicht so verkehrt, würde es nicht diese unendlich dumme Menschen-Leben-Tanzen-Welt-Hook geben, bei der ich einfach nur Fremdscham empfinde. Diese Hook könnte auch von Max Mutzke oder den anderen austauschbaren Singer-Songwriter-Gestalten aus dem Deutsch-Pop stammen.

Beendet wird das Album mit Siegerlächeln, bei dem ich mich frage: Warum denn nicht gleich so? Ein entspannter typischer Outro-Beat und ein selbstironischer Laid-Back-Kollegah erzeugen eine Atmosphäre, die man sich eigentlich schon viel früher auf dem Album gewünscht hätte. Hier stimmt einfach alles und deshalb ist das Outro auch gleichzeitig der beste Track des Albums.

Fazit:

Dieses Album ist kein Totalausfall wie einige Nachfolgeralben von Kollegah, dennoch ist es das bis dato schlechteste Album-Release.
Die Produktionen haben zum Teil ein hohes Niveau, sind aber auch an vielen Stellen austauschbar. Nach einem desolaten Start ins Album kann ich persönlich gerade den mittleren Teil des Albums relativ gut hören, was aber nicht bedeutet, dass mir das Album richtig gut gefällt. Man kann es auch anders sagen: Kollegah bietet neben 2-3 deeperen Tracks eigentlich die gleiche Kost wie immer, nur mit weniger Humor, mehr Größenwahn, zum Teil einem deutlichen Cringefaktor und einer (meist) hochwertigeren Produktion. Durchhören kann ich das Album auf gar keinen Fall, dafür gibt es zuviele Totalausfälle (Hardcore, Schwarze Rosen, einer von Millionen) und 08/15-Tracks. Bis auf Siegerlächeln ist für meine Belange auch kein wirklicher Top-Track vorhanden, auch wenn mir Nero wegen des Beats persönlich wirklich gut gefällt. Das Album wirkt nicht hingerotzt und gerade die Banger-Musik-Features haben mich wirklich unerwartet positiv überrascht.
Mit dem Kollegah aus der Anfangszeit hat dieses Werk trotzdem nichts mehr gemeinsam, dazu kommt zum Teil diese wirklich fast psychosenhafte Ernsthaftigkeit. Wer auf härteren Rap mit weniger Humor steht und wie ich ein F*** auf die Realness von Leuten gibt, der kann mit dem Mittelteil des Albums durchaus etwas anfangen. Ich persönlich greife dann lieber zu den ersten 4 Zuhältertapes oder King, kann aber die Albumstrecke 4-12 zumindest ohne Skippen durchhören. Positiv hervorzuheben ist auch, dass die Stimme zum Großteil noch nicht so gepresst ist wie auf späteren Alben.
Es wird Leute geben, für die das Album maximal eine 2-3/10 und das wäre auch vertretbar. Ich vergebe großzügig eine Wertung von 5,0/10 (und beziehe die Musikvideos nicht mit ein).
 
Zuletzt bearbeitet:
Kollegah - Hoodtape 2 (Mixtape)
Releasedate: 09.12.2016
Chartposition: -
Versionen:
--> als Bonus-CD bei der Imperator-Deluxe-Edition
--> digital
Wertung: 3,5 / 10 Punkte



Hoodtape 22.jpg

Parallel zum Imperator-Release erschien ebenfalls das Hoodtape 2, allerdings nur als Bonus-CD in der Deluxe Edition von Imperator oder eben digital und nicht als eigenes Release. Ich persönlich habe das Hoodtape 1 erst vergleichsweise spät für mich entdeckt, wie aber bereits in den Reviews erwähnt, ist es für mich wirklich eines der TOP-Releases von Kollegah. Ähnlich wie beim Branding Zuhältertape erwartet der Hörer also eine gewisse Qualität und natürlich auch eine Richtung, in die das Tape gehen soll: hingerotzte Punchlines, Slapstick-Einlagen, ein hoher Spaßfaktor und natürlich ein nahtloser Übergang von kurzen Tracks, bei denen meistens großzügig auf Hooks verzichtet wird und sowie diese sympathischen Billobeats. Das Hoodtape 2 hat 25 Tracks und eine Spielzeit von 52:19 Min. (bzw. 26 Tracks und eine Spielzeit von 65:14 Min. auf CD, wo noch der Track Apokalypse drauf ist).

Beim bloßen Blick auf die Tracklist fühlt sich ein Hoodtape1-Fan prinzipiell erstmal heimisch: 2016 Bonnie & Clyde, L.A. & Moskau Kokasession oder auch Überfall 3 & 4 und Powerschwanz Reloaded wecken die Hoffnung auf eine nahtlose Fortführung. Auch beim Blick auf die Produzentenliste (Hookbeats & Phil Fanatic, Alexis Troy, B-Case & HNDRC, Sixjune & Yoshi Noize, Def Cut, David x Eli usw.) werden Hoffnungen geweckt: Hookbeats & Phil Fanatic waren auf ZHT4 für Kalter Krieg + Angeberprollrap Infinity Outro verantwortlich, erstgenannter war auch u.A. für Millenium, Hiroshima und Zuhälterrap auf dem ZHT3 verantwortlich, Alexis Troy hat den Großteil vom ZHT4 produziert, Sixjune & Yoshi haben schon für das erste Hoodtape produziert und sind außerdem für Fahrenheit und Hoodtales 1 auf ZHT3 verantwortlich (erster auch vertreten auf ZHT1), auch B-Case hat man schon auf ZHT3 gehört (u.A. 180 Grad & Endlösung).

Das von Hookbeats & Phil Fanatic produzierte Intro bringt sofort den gewohnten Vibe: Auf sanften Pianostreichern kommt der Beat zu den ersten Lines perfekt:

"Der Boss ist back, Freunde, in alter Zuhältermanier
Und du fragst verängstigt: „Mum, was macht der Zuhältermann hier?“
„Nun, erstens bringt er heiße Flows, wie wenn Lava und Magma spritzen
Und zweitens: Na ja, er ist mein Lover und mag ma' spritzen
Also ab jetzt in dein Kinderzimmer“

Und da stehst du dann schmollend vor der Wand und zeigst deinem Kollegah-Poster den Stinkefinger"

Das ganze liest sich wie ein perfektes Intro und würde auch vom Humor perfekt an das 1. Tape anschließen, würde es nicht direkt nach 20 Sekunden die große Schwachstelle des 2. Hoodtapes offenbaren: Immer dann, wenn Kollegah selbst nicht redet, werden die Stimmen so beschissen verstellt, dass es einfach überhaupt nicht witzig ist. Spätestens seit dem Hoodtape 2 merkt man, dass sich der Humor von Kollegah verändert hat: Es ist die Geburt des hier im Thread und auch in anderen Kollegah-Diskussionen so oft zitierten Jochenhumors und wohl auch der größte Unterschied zum ersten Tape.

Während bei Gesprächen auf dem 1. Tape die Stimmen viel weniger oder gar nicht verstellt wurden, hatte das Tape auch den Vorteil, dass nicht jeder Track irgendwelche Konversationen hatte. Kurz gesagt: Die Anzahl der Talks war nicht störend und wertete die Tracks sogar auf (z.B. "Schreib mir ne Karte ja" auf Kokshändlerbusiness). Beim Hoodtape 2 gibt es kaum ein Track, bei dem nicht irgendwelche dummen verstellten Stimmen die Songs zerstören. Das zieht sich durch das Intro, wie auch direkt bei den folgenden Songs Fangirl und Warsteinerbauch. Dabei gestaltet sich die Handlung folgendermaßen: Das Fangirl will Kollegah natürlich vögeln, ist eifersüchtig auf andere Groupies, drückt den Anruf von ihrem Freund weg, während sie ihn oral befriedigt, hört dann aber auf und fragt:
"Ey Boss, willst du vielleicht noch kurz meinen Doubletime hören"
"Nein" - "Aber kommt, nur ganz kurz, ich bin ganz schnell" - "Nerv nicht" - woraufhin in einer nervtötenden Stimme ein schlechte Doubletimepassage gerappt wird, was Kollegah beendet, indem er ihr den Mund mit seinem Cock stopft (Höhö). Nach vollzogenem Verkehr will Kollegah natürlich los, kennt aber den Freund, der untrainiert ist, woraufhin Kollegah der Lady einen Rabatt für die Bosstransformation gibt, die sich natürlich begeistert bedankt. Schließlich kommt der Freund vorbei, der prompt auf seinen dicken Warsteinerbauch angesprochen wird, was dann im folgenden Track thematisiert wird.

Double Kill beginnt ebenfalls mit einem Gespräch zwischen dem Herrn und Kollegah ("Junge das ist aber auch ein stattlicher Warsteinerbauch... meld dich doch mal irgendwie beim Sport an" ... "hab ich ja gemacht, hab ich tatsächlich gemacht"... "ja wat machste denn" .... "Yoga" - höhö). Wo sich im Hoodtape 1 von Track zu Track hingerotzt gerappt alles zerstört wurde, gibt es jetzt nahezu keinen Track, der nicht durch irgendwelche unlustigen Gespräche unterbrochen wird, die jegliche Atmosphäre des Tapes zerstört. Auch Russlandconnection fängt genauso peinlich an ("Na Mittagspause, wer von Euch hat den Lust auf´n schönen Blowjob" - was das Intro dafür ist, was für eine H*re die Freundin von Manni ist, worüber dann thematisch etwa eine Minute gerappt wird), wird am Ende aber etwas weniger peinlich und mündet sogar in einen Funken von Witz über. Bei Moskau Kokasession z.B. ist das wesentlich witziger, oder anders gesagt: Es ist auf jeden Fall hörbar, wenn Kollegah Wladimir Putin (that didn´t aged well) bei ner Kokasession auf Shook-Ones-Part-2-Instrumental erzählt, worum es beim Sprechgesang denn so geht. Was die eigentlichen Punchlines und die Stimmlage von Kollegah angeht, kann man sich eigentlich nicht beschweren: Man ist zwar nicht auf dem Niveau des ersten Teils, wird aber - blendet man den Rest aus - durchaus unterhalten:

Dir ist schon klar, dass du hier nicht mehr weiter rappen brauchst
Was du machst ist eher Folklore, wie ein Freibadbecken, Lauch
Du jammerst rum, tauch in in deinem Heimatstädtchen auf
Tja, du stehst wohl auf lamentieren / lahmen Tieren, wie ein Weinbergschneckenhaus
Doch verständlich, denn ich finde dein Geheimversteck heraus
Und schieb' dir die Guns/Gans ins Maul, wie beim Weihnachtsfesttagsschmaus
Schlitz dich mit Fleischermessern auf
Drück vom Schreibtischsessel aus den Falltür-Knopf
Viel Spaß wenn du im Haifischbecken tauchst
Im Daimler Benz in grau, pump ich Mozart Sonaten
Fahr zu deinem Vater, um den Spast ins Koma zu schlagen
Da kannst du nichts tun, auch nicht deine Homies
Thomas und Hagen, Jonas und Marten, Johann, Moller, Olaf und Karsten
Ey der Boss, über dessen riesenhaftes Glied man schon damals in der Kreidezeit auf Schiefertafel schrieb
Du willst Beef haben, Krieg starten, doch liegst schon bald im tief schwarzen Lieferwagen Jeep, zwischen Peace Platten und Speed

Angenehm zu hören im Vergleich zum Anfang auch romantischer Guntriggerpuller, weil eben endlich mal 3 Minuten ein normaler Track entsteht und nur am Ende kurz gesprochen wird, auch Lady Number One (welches Sample ist das nochmal?) ist hörbar. Während Bonnie & Clyde 2010 ein richtig geiler Track war, wird auch Bonnie & Clyde 2016 durch dieses Geschwafel nicht hörbar. Überfall 3, Silber oder Blei I+II sowie Dia de Muertos bilden wirklich eine hörbare Strecke des Tapes, bis auf Powerschwanz Reloaded das Ende wieder nervig wird und in den wohl größten Schrotttrack des Tapes (Plopp) mündet, der tatsächlich einen Technobeat hat und an Wat is denn los mit Dir in schlechter erinnert. Zwar werden die Beats wieder besser, werden aber immer durch die Talks unhörbar (so auf Drive by Musik, Nuttensohn, Jetset) , sodass erst Ninja wieder genießbar wird.
Auch Pinker Cadillac fällt dem Jochenhumor zum Opfer, sodass man bei der Songstrecke Bankjob, Casino Royale, Überfall 4 und Straight Into Compton regelrecht froh ist, dass es kaum zu Unterbrechungen kommt (bzw. diese weniger nervig sind). Besonders letztgenannter Track macht richtig Spaß, weil der Beat wirklich geil ist, bevor der letzte Track L.A. Kokasession wieder in Gesabbel endet.

Fazit:

Eigentlich kann man zu dem Hoodtape 2 nur eines sagen: Schade. Schade um das Tape, denn es hätte eine wirklich würdige Fortsetzung werden können. Den Produzenten bzw. Kollegahs Beatpicking kann hier kein Vorwurf gemacht werden: Bis auf Plopp sind alle Beats durchaus würdig und erzeugen den Vibe, den auch das wirklich sehr gute erste Hoodtape hatte. Auch die Vortragsweise, die Stimme und die Punchlines sind absolut passend (auch wenn ich auf die Punchlines nicht eingegangen bin). Das Hoodtape 2 wird durch den völlig überladenen Jochenhumor zerstört. Selbst 50% weniger Gesabbel hätten das Tape schon aufwerten können, von mir aus könnte man auf mindestens 90% verzichten, dann wäre das ein gutes, würdiges und hörbares Tape gewesen. So kann man das Tape auf gar keinen Fall durchhören und will es eigentlich auch nicht wieder. Übrig bleiben die erwähnten Songstreckenlichtblicke sowie romantischer Guntriggerpuller und Straight Into Compton als Einzeltracks. Es ist das bis dato schlechteste Release von Kollegah.

Für die wirklich guten bzw. passenden Produktionen sowie einzelne hörbare Strecken vergebe ich noch eine Wertung 3,5 / 10, der Rest ist nicht genießbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kollegah - Golden Era Tourtape (Mixtape)
Releasedate:14.07.2017
Chartposition: - (nur in der Limited-Gold-Award-Edition enthalten)
Verkäufe: -
Versionen:
- als CD im Limited Gold-Award
- später auch digital auf Spotify hörbar
Wertung: 5,3 / 10 Punkte


kollegah-golden-era-tourtape-183335.jpg

In den Jahren nach dem Selfmade-Records-Weggang hat das Niveau der Releases von Kollegah sicherlich abgenommen, die Produktivität allerdings nicht: Nach dem ZHT4-Release 2015 folgte 2016 vom 17.03.2016 - 07.05.2016 die Red Light Tour mit 22 Tourdates, am 09.12.2016 das Doppelrelease von Imperator/Hoodtape2, danach ging es vom 18.03.2017 - 16.04.2017 auf Imperator Tour.
Auf letztgenannter Tour entstand in diversen Sessions das Golden Era Tourtape, welches eine Spielzeit von 58:14 Min. und 28 Tracks hat.
Das Besondere an diesem Tape ist sicherlich die Produktion, denn es ist nicht nur das erste Tape, auf welchem nur ein einzelner Produzent für die Beats verantwortlich ist, sondern ist auch von Figub Brazlevič produziert, der bekannt für Boom-Bap-Produktionen ist (u.A. Schon wieder Sonntag von SSIO sowie diverse Zusammenarbeiten mit MC Rene).

Das Release war allerdings nur auf dem Legacy-Gold-Award zu haben und ist natürlich dementsprechend ziemlich untergegangen, weil es erst Jahre später auf Spotify hochgeladen wurde. Ich persönlich hatte mir ein paar Jahre zuvor schon ein Kollegah-Tape mit Boom-Bap-Beats gewünscht, weil ich häufig fand, dass die Beats (gerade auf späteren Releases) richtig nervig sind und es mal spannend fand. Auch die Featureliste liest sich zum Teil ungewohnt:

So sind mit Ali As, Seyed, Koree, Favorite und Karate Andi Rapper dabei, die man auch in Kollegahs Umfeld verortet und keine Überraschung darstellen, aber auch Manuellsen, MoTrip, PA Sports, 18 Karat, Play69, Pretty Mo, Gebrüder King, Jesen und Flaze mit dabei, auf die man sich vielleicht nicht unbedingt freut und die ich teilweise auch nicht kenne, aber auch noch nie in einer Featureliste gesehen habe.
Für mich persönlich waren Cr7z, Pillath, Gregpipe und gerade Morlockk Dilemma aber eine Überraschung und lies mich zumindest neugierig werden. Bin kein Fan von Cr7z, aber konnte mir ein Features (bis dato) nur schwer vorstellen, Gregpipe kannte ich nur von alten FüD-Battles, aber gerade bei Pillath und Morlockk finde ich, dass trotz verschiedener Stile auch viele Parallelen in Bezug auf Battlerap bestehen und war sehr sehr gespannt drauf.

Das Tape startet mit einem richtig nervigen Track: Voulez Vous coucher avec Mois mit Ali As, Pretty Mo & Seyed ist ein Zweckreimmassaker, was sich im Übrigen auf diesem Tape häufiger bei Ali As-Tracks wiederholt. Tourlife hat mit MoTrip & Cr7z ist da deutlich angenehmer und beide Rapper steuern einen soliden Part bei, bevor Geiselnahmen mit Ali As wieder in Richtung Track 1 geht, wenn auch weniger nervig. Ich werde nicht auf jeden einzelnen Track eingehen, aber enttäuscht war ich vom Gregpipe-Feature: Auf dem fünften Track Sufferin from Success widmet er seine Strophe gefühlt nur dem Dissen von Laas (Gähn). Ich kenne seine Tracks sonst nicht, war nur neugierig wegen FüD, er hat mein Interesse jetzt aber auch nicht geweckt, sonstige Releases von ihm zu hören.

Insgesamt ist hervorzuheben, dass der Großteil der Kollegah-Parts wirklich sehr angenehm zu hören ist: Keine gepresste, künstlich aggressive Stimme, keine Imperator-Größenwahn-Fantasien, sondern mal eben geschriebene Punchlineparts - ohne alles zu zerdenken -werden wohl immer das bleiben, was er am Besten kann. Besonders überraschend ist, dass er teilweise sogar wirklich - gerade für diese Zeit - ungewohnt stark flowt. So z.B. der Part in dem eben erwähnten Sufferin from Success:

Millionen Dollar schwerer Player, check das Golden Era Tape ab
Yo, mein Team regiert, Beef mit mir ist ein folgenschwerer Fehler
Guck, ich rolle im Carrera, eliminier' die Konkurrenz
Indem ich Däumchen dreh' wie Cäsar vor dem Volk in der Arena
Hab' keinen vollwertigen Gegner, rein gar nichts ringt mich nieder
Kid, an der Spitze ist es immer ein Sammer / einsamer wie Matthias
Die Lines ballern wie Machineguns oder Ruger-Kanonen
Du frisst Blei wie Latinos Tacitos mit Guacamole
Ey yo, niemand erteilt hier mir und meiner Crew Stadtverbote
Wir ziehen durchs Land, reißen alles mit wie 'ne Sturmkatastrophe
Feilen auf Tour an 'ner Strophe, du auch
Aber Junge, deine dumme Scheiße lässt sich kaum hören wie 'ne Hundepfeife
Spar dir das Rumgeschleime, ich zieh' trotz Liveshow die Beretta
Und dunkles Blut macht dir den ganzes Laib Brot /Leib rot wie ein Bäcker
Shouts geh'n raus an Pascha Fatmir Atmir Attila
Alpha Music Soldiers, wenn wir komm'n, gibt's Massaker

Das ist besonders schade, wenn die Tracks ansonsten durch die Features und häufigen 08/15-Hooks abgewertet werden. So bleibt zum Beispiel beim Seyed-Feature auf Tina, Pam und Mandy:

Ich lieg' im Bett im Vorstadtloft
Auf den Dielen des Massivparketts im Liebesnest liegt ein Bikiniset mit Boxershorts
Espritjeans
, Johnnie-Walker-Scotch
Ein Kilo Crack, Weedpackets, Stiefeletten plus paar Flaschen Riesling, Sekt und Gorbatschow
Zwei Teenbitches mit Lockenkopf
Und Riesenass im Speedexzess zieh'n sich Pepp vom massiven, fetten Monstercock
Ich steh' auf, setz' mich aufs Kaminsimsbrett, zieh' relaxed die Sneaker fest
Und stell' im Spiegel fest: ich bleib' Streetrap-Mac und Boss am Block
Der Bizeps fett, wie Kantinenchefs und ein stilechter, triefender McDonald's-Koch
Yo, ich hab' Beef mit 'nem Camorra-Boss
Durchfahr' die Streets im SUV, zieh' 'ne Tec, schieß' ihn weg
Wie'n Team der Green Berets, die Biatch fliegt dann weg wie Tomahawks
Ich setz' ihm direkt nach, bis ich ihn auf Knien entdeck'
Und ihm zuletzt mit Shotgunshots das Hirn zerfetz' wie'n Mossadsquad
Er liegt im Dreck, ich zieh' ihn weg zum Jeep, ess' locker noch ein sweetes Nogger Choc, mein Team macht Stress wie Walker-Mobs

Erwähnenswert ist auf jeden Fall die Kollabo mit Morlockk Dilemma, der heilige Punch hat mir sehr gut gefallen und ich hätte mir gerade vor ein paar (mehr) Jahren häufiger ein Featuretrack von den beiden gewünscht. Trotz der unterschiedlichen Stile klappt das meiner Meinung nach sehr gut, definitiv hörenswert. Selbiges kann man auch über Der Ruhrpott auf der Mutter sagen: Trotz miserabler Hook harmonieren Pillath und Kollegah sehr gut, das hätte man öfter machen können. Auch Purple was the Haze that they gave me mit Favorite & Karate Andi reiht sich hier nahtlos ein in die Feature-Liste, die man gebrauchen kann.
Aufgefallen sind mir die Ferris-MC-Disses (allen voran auf Flexerpart des Jahrhunderts), gab es da Beef oder warum muss man dem gefühlt einen ganzen 16er widmen?

Leider kommt auch dieses Tape nicht ganz ohne Jochenhumor aus: Die zwei Businesstalks-Skits sind belanglos, unwitzig und hätte man bedenkenlos streichen können, dennoch trotz allem weniger nervig als nahezu jeder Talk auf dem Hoodtape Vol.2.

So bleibt abschließend zu sagen, dass das Tape wirklich schwierig zu bewerten ist:

Positiv hervorzuheben sind die Attitüde und ein Großteil der Parts von Kollegah, einige Features (Pillath & Morlockk) und das Soundbild des Tapes: Dadurch, dass das Tape nur von einem Produzenten stammt und die Beats locker sind, kann man das Tape einfach gut nebenbei hören und über einige Nervparts von Features hinwegsehen. Das ist allerdings auch gleichzeitig der Haken an dem Tape: Die Beats plätschern zum Großteil so daher, wirkliche Instrumental-Highlights gibt es eigentlich nicht. Für ein Release, was man mal eben so in ein paar Sessions nebenbei aufgenommen hat, hat es einige vorzeigbare Parts und gerade im Vergleich mit anderen Künstlern kann es hier punkten. Wer auf inhaltlichen Tiefgang hofft, der ist hier natürlich Fehl am Platz: Das Tape besteht eigentlich nur aus Punchlines und so ist es eben auch gedacht.

Negativ sind nahezu alle Ali-As-Features, weil die Tracks häufig in Zweckreimmassaker-Parts enden, insgesamt hätte man sicher einen Großteil der Features streichen können. Wie schon erwähnt, fehlt es eigentlich auch an wirklichen Highlights: Da sind jetzt kaum Tracks drauf, die ich mir in irgendeine Playlist hauen würde.

So ist das Tape definitiv kein Totalausfall, aber auch nicht wirklich gut und die Wertung wäre mit mehr Kollegah-Solotracks deutlich besser ausgefallen. Ich kann mir aber auch kaum Situationen vorstellen, wo ich mega Lust auf dieses Tape hätte, weshalb belangloses Nebenbeihören gerade durch das entspannte Soundbild es vielleicht am Besten trifft. Ich vergebe mal eine Wertung von 5,3 / 10 Punkte, behalte mir aber vor, dass am Ende - wenn ich fertig mit allen Releases bin - entsprechend anzupassen.
 
Kollegah & Farid Bang - Jung, brutal, gutaussehend 3 (Album) (Vorgeschichte / Hintergrundinfos)
Releasedate: 01.12.2017
Chartposition: Platz 1 in Deutschland (Platin), Platz 1 in Österreich, Platz 1 in der Schweiz
Verkäufe: 200.000+
Versionen:
--> Album-CD mit 17 Tracks
--> Limited Edition Tin-Box (Album-CD, Bonus-EP "§185, Instrumental-CD, DVD "Loyalität ist mehr als ein Wort",
DVD "Road to JBG3 - Die Entstehung sowie Code für die Teilnahme an der Verlosung von 2 Rolex sowie 2 Mercedes C63 AMG S
--> Jung, Brutal, Gutaussehend XXX (digitale Version)
--> Jung, Brutal, Gutaussehend 3 (X-Mas-Edition) --> digitale Version mit Bonustrack "Die JBG3 Weihnachtsgeschichte"
-->
Jung, Brutal, Gutaussehend 3 (X-Mas-Edition) --> digitale Version mit Bonustrack "One Night Stand"


cover-jbg3.jpg


Kein Wunder, dass Kollegah später auf La Deutsche Vita hin und wieder seinen Burnout thematisiert: Innerhalb eines Zeitraums von 3 Jahren erschienen das ZHT4, Imperator, das Golden Era Tourtape und im Dezember 2017 nun eben Jung, Brutal, Gutaussehend 3. Nach dessen Release folgte direkt vom 05.01.18 - 24.01.18 die gleichnamige Tour mit 15 Tourdates, was ebenfalls bedeutet, dass im gleichen Zeitraum auch noch 3 Touren gespielt wurden. Über seinen Drogenkonsum wissen wir als Außenstehende nur bedingt etwas, aber es ist zu vermuten, dass hier auch Substanzen geballert wurden, schließlich wird das Ganze ja auch hin und wieder thematisiert und es würde zumindest schlüssig erklären, warum dann mit Monument die endgültige Abnahme des Niveaus und die immer bizarrere Außendarstellung folgte.

Aus monetärer Sicht waren die Jahre wohl alles andere als furchtbar: Jung, Brutal, Gutaussehend 3 verkaufte sich über 200.000 Mal, aufgrund der Indizierung habe ich leider nicht herausgefunden, wie lange sich die Alben jeweils in den Charts hielten. Ich weiß noch, dass irgendwann die Meldung kam, dass sich alleine die JBG3 Box über 50.000 Mal verkauft hatte. Während man das ZHT4 noch über Selfmade Records verkaufte, kommt natürlich noch hinzu, dass durch Gründung des eigenen Labels der Gewinn pro Einheit bei Imperator und JBG3 wesentlich höher sein müsste. Addiert bedeutet das, dass Kollegah in dem Zeitraum Ende 2015 - Mitte 2018 über 500.000 Einheiten verkauft hat. Dazu kommen Einnahmen aus dem Legacy-Release, der Street-Stories-EP (2017, digital), den Tag-Team-Tapes mit Seyed (2016, 2017 in den Boxen von Seyeds Releases), den Touren, der Bosstransformation und natürlich die passiven Einnahmen über die eigenen Künstler auf seinem Label Alpha Musik Empire (die allerdings nur bedingt erfolgreich waren).

Für JBG3 rührte man auf jeden Fall wieder ordentlich die Promotrommel: Auf Youtube wurden wieder regelmäßige Videos der Beiden veröffentlicht, bei der Box konnte man via Verlosung 2 Rolex-Uhren sowie 2 AMG Mercedes gewinnen und es wurden nicht ernstgemeinte Tracks veröffentlicht, bei der sich über die Entwicklung der Deutschrapszene lustig gemacht wurde, so unter Anderem Zieh den Rucksack aus, wenn du mit mir redest

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Ob das den eigenen Humor trifft, muss jeder für sich selbst beurteilen, aber geschadet scheint es den beiden nicht zu haben bei 200.000+ Albenverkäufen. Die Songs wurden später allesamt noch als Nafri Trap EP Vol.1 veröffentlicht.

Egal, was man von diesem Release halten mag, eine gute Sache hatte es: Der JBG3-Skandal war im Endeffekt der Startschuss für die Abschaffung des Echos. Und das ist auch gut so, diese völlig beschissene Veranstaltung zur Selbstbeweihräucherung der Musikindustrie hat sowieso niemand gebraucht. Hintergrund war, dass die Texte natürlich ziemlich gewaltverherrlichend waren und teils als antisemitisch ausgelegt wurden. Dennoch wurden die Beiden trotz Bezeichnung als "absoluten Grenzfall" (seitens des Echo-Beirates) mit dem Preis in der Kategorie "HipHop/Urban national" ausgezeichnet. Campino musste diesbezüglich (natürlich) seine Meinung geigen und schaffte es dabei leider nicht, das Wort "Battlerap" vernünftig auszusprechen:

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Eine kurze Zusammenfassung kann man außerdem hier sehen:

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Der Echo-Skandal sorgte unter Anderem dafür, dass Künstler wie Marius Müller-Westernhagen, Klaus Voormann und Igor Levit ihre Echos zurückgaben.

Ich für meinen Teil fand diese ganze Aufregung scheinheilig und es zeigt mal wieder, was für Parallelgesellschaften da aufeinandertreffen: Es war vor allem die Line "mein Körper ist definierter als Ausschwitzinsassen" von Farid Bang auf dem Track 08/15, welcher sich auf der Bonus-EP befand, die für Aufregung gesorgt hat. Sicherlich ist diese Line nicht gerade geschmackvoll, aber es ist eben ein Vergleich.

Vor allen Dingen frage ich mich aber: Haben diese ganzen Leute, die sich hauptberuflich eben in der Musikindustrie-Bubble befinden, denn die 10 Jahre davor nicht zugehört? Solche Vergleiche hat es z.B. bei Kollegah schon gegeben (" Bitch, du siehst mich Aston Martin, SLK und Lexus fahren | Stets grübelnd über die Endlösung der Rapperfrage" - Endlösung), bei Favorite ("Yeah, Freispruch, wie üblich, ich kann' hier halt machen, was ich will dank meines jüdischen Anwalts | die Zeugen verglühten im Tannwald" - Sanduhr) und von Hollywood Hank brauchen wir gar nicht reden ("Und gibt´s zur Vergnügung kein Nachtclub, schrei ich "scheiß Kanacken" und renn durch die Türkendisco bekleidet mit Reichskriegsflagge" - Die bezaubernde Welt der Kitty Koffein sowie "Gott hat mich geschickt denn Hitler war zu freundlich" - Untergrundstars). Das sind nur die ersten Vergleiche, die mir spontan einfallen und dazu würden definitiv noch EINIGE dazukommen.

Es regt sich auch keiner über die extreme Frauenverachtung im Deutschrap auf oder andere Diskriminierungen, aber bei NS-Vergleichen gepaart mit einem erfolgreichen Album kommen sie alle aus ihren Löchern gekrochen. Was ich damit sagen will: Ich will nicht darüber diskutieren, ob diese Line okay ist oder nicht, aber wenn man das als problematisch betitelt und sich empört, dann hat man sicherlich über ein Jahrzehnt im deutschen Rap weggehört und kommt erst dann mit Kritik, wenn etwas zu erfolgreich wird (und man damit eventuell auch ein bisschen Promo für sich selbst einstreichen kann) und das finde ich scheinheilig. Es könnte auch bedeuten, dass die Leute wirklich erst mit JBG3 darauf gestoßen sind, dann wäre es aber auch denkwürdig, wie weit weg die Leute eigentlich von den jungen Menschen sind bzw. der Musik sind, die hauptsächlich von jungen Menschen gehört werden.

Sei es drum, die blöde Echo-Verleihung ist weg und das war gut. Ich für meinen Teil finde auch einen Großteil von JBG3 zu geschmacklos und drüber, aber dazu komme ich in der eigentlichen Review.
 
Kollegah & Farid Bang - Jung, brutal, gutaussehend 3 (Album)
Chartposition: Platz 1 in Deutschland (Platin), Platz 1 in Österreich, Platz 1 in der Schweiz
Verkäufe: 200.000+
Versionen:
--> Album-CD mit 17 Tracks
--> Limited Edition Tin-Box (Album-CD, Bonus-EP "§185, Instrumental-CD, DVD "Loyalität ist mehr als ein Wort",
DVD "Road to JBG3 - Die Entstehung sowie Code für die Teilnahme an der Verlosung von 2 Rolex sowie 2 Mercedes C63 AMG S
--> Jung, Brutal, Gutaussehend XXX (digitale Version)
--> Jung, Brutal, Gutaussehend 3 (X-Mas-Edition) --> digitale Version mit Bonustrack "Die JBG3 Weihnachtsgeschichte"
-->
Jung, Brutal, Gutaussehend 3 (X-Mas-Edition) --> digitale Version mit Bonustrack "One Night Stand"
Wertung: 3,8 / 10 Punkte


cover-jbg3.jpg

Für mich ist das Hören des gesamten Albums hier zumindest in voller Länge eine Premiere, da mich die Singles damals nicht abgeholt haben. Ich war nie ein großer JBG-Fan, kann aber zumindest sagen, dass ich durch die Review zu JBG2 auch noch 2-3 Tracks für mich wiederentdeckt habe, denen ich damals auch keine Aufmerksamkeit geschenkt habe. Das Album hat in seiner (indizierten) Standardversion 17 Tracks und eine Spielzeit von 60:20 Min. Produziert haben für das Album Johnny Illstrument, United Hustlers, Juh-Dee, Joznez, C-Wash, Nikki 3k, Abaz, Clay Beat sowie Gee Futuristic (und Andere, die aber nur Teil eines Tracks sind und hier nicht genannt werden). Dabei sind besonders Juh-Dee (7) sowie die Kollabo Joznez & Johnny Illstrument (5) für den Großteil der instrumentalischen Untermalung des Albums verantwortlich. Erstgenannter produziert hauptsächlich für Banger Musik, hat aber auch schon für Kollegah produziert (Kaiseraura, Wat is denn los mit Dir). Johnny Illstrument hat auch schon auf JBG2 produziert (4 Elemente, Dynamit, Kriminell & Breit gebaut), Joznez hat ebenfalls eine lange Banger-Musik-Produktionsliste.

Auf Features wird auch auf diesem Album - wie gewohnt - wieder komplett verzichtet.

Bereits anhand der Produzentenliste lässt sich erahnen, in welche Richtung das Album aus musikalischer Sicht gehen wird: Es wird nicht gekleckert, es wird geklotzt, brachiale Produktionen statt eine minimalistische Stilrichtung.

Und so startet auch das Album: Auf Sturmmaske auf (Intro) wird schnell klar, dass hier keine Kompromisse gemacht werden und das altbekannte Rezept aus Punchlines, Mütter F****n und Dissen konsequent fortgeführt wird. Dabei scheinen die Beiden zu wissen, dass Namedropping auch Promo bringt und so müssen auf einem völlig überladenen Beat gleich RIN, Laas, MOK, Sido bzw. seine Frau ("...chill mit der Braut von Sido - rumfingern beim Filmgucken - Daumenkino"), Sun Diego, Carolin Kebekus und Zuna ("wieso heißt du rückwarts Anus") Beleidungen ertragen. Mir gefällt die Mischung aus überbrachialem Beat und Fast-Rumgeschreie nicht. Das ändert sich zum Glück Ave Maria und ist wesentlich angenehmer, wenngleich man auf einige Punchlines auch hätte verzichten können ("F*** deine Bitch bis ihr Steißbein bricht").

Dabei scheint die Line "denn Teil 3 setzt noch einen drauf" aus dem Intro Programm zu sein:
Selten wurde auf einem Album soviel gedisst und die Lines, die natürlich auch schon auf den Vorgängern geschmacklos waren, sind zum Teil nochmal eine Stufe darunter ("Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow im Hennessy für meine Enemies und lasse deine Family verbrennen an 'nem Waldrandparkplatz"), auch wenn mir einige Disses auch ein Schmunzeln entlocken ("Mach den Weg frei, JBG 3, keine tollen / Ranzen Toleranzen wie Shindyboxen" - auf dem indizierten Track Gamechanger). Das ändert sich auf Rap wieder Rap auch nicht, selbst wenn der Beat mir deutlich besser gefällt als der von Gamechanger.

Dabei haben es die beiden ganz Besonders auf das (damalige) EGJ-Camp abgesehen (" Zieh dein Kleid aus, wir sind hier nicht bei der Gayparade, Mo’fucker | sprichst du von Bushido-Level, meinst du WoW-Charakter" - Rap wieder Rap"). Besonders Bushido, Laas, Shindy und Ali Bumaye kriegen nahezu auf dem gesamten Album ihr fett weg. Wer es ganz genau wissen möchte: Hier ist eine alte Liste von Rap.de : https://raptastisch.net/2017/11/30/disses-auf-jung-brutal-gutaussehend-3/
Aber auch Sido wird unverhältnismäßig oft gedisst.

Dabei ist die Albumstrecke Rap wieder Rap, Studiogangster, wenn der Gegner am Boden liegt und Es wird Zeit von den Beats her durchaus hörbar, auch wenn Farid wohl nie ein Doubletimegenie sein wird (auf Studiogangster). Wenn der Gegner am Boden liegt ist ebenfalls indiziert, was sowohl an den geschmacklosen Lines ("Denn der Kampf fängt erst an, wenn der Gegner am Boden liegt") als auch Disses ("Chrom an der AK, hau' Fotzen weg wie Conan der Barbar | mach Sidos Mutter mit 'nem Fünfer an der Go-go-Stange klar") liegen kann.

Das zieht sich endlos so weiter, während auf den älteren Releases hier und da auch mal Namedropping gemacht wird, gibt es eigentlich kaum ein 16ner, der keinen Diss beinhaltet und das wird für meinen Geschmack auf Dauer langweilig. Wenn dann die Beats auch noch nervig bzw. völlig überladen sind wie auf Düsseldorfer, Jagdsaison oder Jung Brutal Gutaussehend 2017, kann ich persönlich in Kombination mit den fast geschrienen Hooks und gefühlten 100 Kompressoren auf der Stimme weniger anfangen als mit den alten beiden Teilen.

Dazu kommen auch immer geschmacklose, menschenverachtende bis rassistische Lines ("gebe Laas' Freundin Schwanz, F*** deinen Krüppelflow |der den Deutschen kein Glück bringt, Homes, wie ein Flüchtlingsboot" - Jung Brutal Gutaussehend 2017; "F**** deine Mutter heute syrer-mäßig nachdem ich ihr mein Messer durch die Kehle führe | steck' ich ihre Gliedmaßen in 'ne Rewetüte" - Frontload).

Das könnte ich ewig so weitermachen ("jag' Opfer, bang' Sidos dämliches scheiß Flittchen | sie ist zu eng, ich nutz' ihre Tränen als Gleitmittel" - Warlordz; "baller' Blei auf Junkies und zwing' Kitty Kat zum Morgengebet | Burka tragend, denn sie hat 'n Horrorfilmface wie Dorian Gray" - Massephase; "angreifen nur wegen deinem Syrerjargon und mache ich mich klein, dann nur um durch Türen zu kommen
| Du bist Halbsyrer, MOK, denn deine Ma fickte einen Flüchtling und verliebte sich dann Hals über Kopf" - in jeder deutschen Großstadt)

Dabei finde ich einige Punchlines durchaus kreativ ("du hängst mit Jungs, die dich aus Geldgier ausnehmen
Was für „Zeiten ändern dich“? Dein Film ist „12 Years a Slave“ - Eines Tages) und wenn der Beat wie auf Eines Tages dann auch angenehmer ist, kann ich das hören, aber das haut mich auch nicht vom Hocker.

Insgesamt ist der wesentliche Unterschied auch, dass ich den (scheinbaren) Humor des Releases einfach nicht teilen kann, so z.B. beim Intro von "In jeder deutschen Großstadt" :

"Hey, hey, hey, Moment
Ey, wer bist du denn? Ey, verpiss dich, hier ist Backstage"
"Jaja, doch genau mit dir muss ich ein Wörtchen reden"
"Was willst du? "
"Und mit deinem Freund Farid"
"Ja, was willst du denn?"
"Ich hab' immer noch kein Geld von euch bekommen ich kann meinem Sohn keine Schulhefte kaufen, ich kann dem nix kaufen"
"Ja, ist gut, ja, ja, ey Farid, Bruder, haste ma' eben 'n Fuffi, Kindergeld? Hier is' wieder so, irgendso 'ne Tante, alter. Der hab'n wir wohl irgendwann mal 'n H*rensohn gemacht"
"Fuffi? Hör mal, dat hatt' ich sechs Jahre nicht mehr in der Tasche, Jung Komm, ab mit der F*tze"

Ich kann zu den späteren Tracks eigentlich kaum etwas abwechslungsreiches schreiben, weil eigentlich nichts anderes passiert:
Es ist auf Dauer langweilig und für mich persönlich auch nicht hörenswert. Ave Maria und Rap wieder Rap kann ich mir gut anhören, weil mir die Produktionen gefallen, ansonsten ist das Release für mich mit Abstand das Schwächste der Trilogie.
Man kann es auch in den Worten von GZUZ sagen: Es ist so lange witzig, bis es nicht mehr witzig ist.

Positiv hervorzuheben ist für mich, dass gerade Bushido hier mal sein Fett weg bekommt. Ich sage das nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil der vorher auch immer überall ausgeteilt hat und nie einstecken musste wegen seines Rückens. Wenn ich mich recht erinnere, war dieses Album auch letzten Endes für die Auflösung von EGJ mitverantwortlich. Man kann Kollegah & Farid Bang zumindest nicht den Vorwurf machen, hier nicht konsequent das fortgeführt zu haben, was man bereits in den Teilen davor gemacht: Es wird gepöbelt, es wird gedisst, es ist ein hartes Album ohne Kompromisse und dem Hörer werden eigentlich nur Punchlines geboten.

Negativ ist für mich die gesamte Attitüde des Albums: Gerade das zweite Album hatte für mich noch mehr Augenzwingern, das ist hier gefühlt komplett verschwunden, statt auf Selbstironie setzt man auf harte Außendarstellung und Disses. Dazu kommen die nervigen und oft überladenen Beats und die fast gebrüllten Hooks, die Farid in einer späteren Phase fast ausschließlich nutzt. Ich feier harte Alben, aber das Album ist selbst für meinen Geschmack oft plump-niveaulos bis menschenverachtend und man hat das Gefühl, dass es einem hier nur um eines ging: Möglichst mit der bekannten Rezeptur viele Platten verkaufen, koste es was es wolle. Das ist ihnen ja auch gelungen, ich persönlich greife lieber zu Teil 2. Wie ich in den anderen Reviews schon geschrieben habe, kann ich mit der JBG-Kombo aber im Allgemeinen weniger anfangen so könnte ich mir wahrscheinlich aus den Tracks der 3 Releases ein für mich hörbares Album machen, aber aus JBG3 wären da nur die oben erwähnten Tracks Ave Maria und Rap wieder Rap dabei.

Das Album ist für mich hörbarer als Hoodtape 2, aber hat auch keine Wertung über 4,0 /10 verdient, ich bewerte es daher mit 3,8 / 10 Punkten.
 
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krass find eig das JBG3 100% classic ist. sehen die meisten aus meinem umfeld auch so ist vll aber auch nh alterssache. brutale beats und lyrics das album war insane als das gedroppt ist: sturmmaske auf / ave maria / rap wieder rap / ghettosuperstars 2 etc. dazu richtig quotable
 
jbg1 hatte stabile kolle parts, beats und kultig-behinderte farid parts. rest cringe größtenteils.
 
Diese ganze Echo-Posse war so richtig peinliche Scheiße. Sieht man dann aber auch wieder gut, wie viele Medien funktionieren, dass sich dann reihenweise auf so einen Unsinn gestürzt und das wochenlang ausgeschlachtet wird... fand aber witzig wie Farid dann noch das Zittern von Campino mit dem Blatt nachgemacht hat. Dass der Echo damit gestorben ist, passt ins Bild, ist aber natürlich auch kein Verlust.

An das Release an sich hab ich nicht mehr viele Erinnerungen. War auch schon zu 'ner Zeit, wo ich Kollegah nicht mehr so intensiv verfolgt hab... ging dann gefühlt auch immer mehr um das 'Drumherum' als um die Musik. Die früheren Promophasen waren ja immer noch ganz lustig, aber das hat sich dann mit der generellen Entwicklung von Kollegah immer mehr ins negative gewandelt.
 
war da nicht sogar ein Kinofilm angekündigt? Oder habe ich das falsch in Erinnerung?
 
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