Wenn Antisemitismus kein Judenhass ist, was dann? Wenn irgendwelche Trottel ein paar Vorurteile haben, dann kann man das meinetwegen Antisemitismus nennen, aber das ist mit Sicherheit was anderes als bspw. der Antisemitismus der Nazis. Der von Ben Salomo kritisierte Antisemitismus hatte offenbar keine großartigen Auswirkungen auf ihn. Er wird doch respektiert, alle kommen zu seinen Veranstaltungen. Ich frag mich halt, wo jetzt der ausufernde Antisemitismus sein soll, der ihn angeblich dazu bewegt sich aus der deutschen Rapszene zurück zu ziehen und auf gepackten Koffern zu sitzen.
Die Beispiele, die er anführt geben das einfach nicht her, insbesondere wenn man dann noch seinen Erfolg berücksichtigt (und ja, eine der beliebtesten Rapsendungen auf Youtube hochziehen, ist schon ein ziemlicher Erfolg,
@Murmel . Weit mehr Leute verfolgen Rap am Mittwoch, als deine Pissvideos, also halt's Maul, okay).
Und das Ganze verliert halt spätestens dann jede Glaubwürdigkeit, als er mit Israel-Palästina anfängt. Jemandem, der einfach mal antisemitische Motive unterstellt, wenn Leute die israelische Besatzung der Palästinensergebiete kritisieren, sollte generell mit höchster Skepsis begegnet werden, wenn er irgendwas zum Thema Antisemitismus sagt. Kritik an Israels Besatzungspolitik als Antisemitismus zu verunglimpfen, ist einer der wichtigsten Bestandteile israelischer Propaganda.
Und Ben Salomo fühlt sich offenbar einfach narzisstisch gekränkt, wenn jemand den Staat kritisiert, der für ihn allem Anschein nach identitätsstiftend ist. Alles in allem hat er dasselbe Problem, wie ein fetter Amerikaner, der sich gekränkt fühlt, wenn jemand die amerikanische Außenpolitik kritisiert und in seiner Gegenwart sagt, dass Dicke einfach selbst schuld an ihrer Fettleibigkeit sind, weil sie den ganzen Tag undiszipliniert fressen. Letzteres ist sicherlich nicht nett, aber wir reden hier halt auch nicht über die ausufernde Dickenfeindlichkeit, die möglicherweise bald zu ihrer Ausrottung führt.
Wer sich angesichts dieser Situation als armes Opfer darstellt, das so schlecht behandelt wird, dass es überlegen muss nach Israel auszuwandern, betreibt professionelle Nabelschau und nichts weiter.
Es ist auch lächerlich zu behaupten, in Deutschland würde nichts gegen Antisemitismus getan. Einfach jeder Fall von (Anscheins-)Antisemitismus landet in irgendeiner Zeitung. Seiner doch auch. Es gibt doch kaum ein Thema, das mehr Schlagzeilen generiert. Dabei haben wir eigentlich ein viel ernsteres Problem:
Lupenreiner Fall von anti-arabischem Rassismus, der hier einfach unkommentiert stehen gelassen wird. Ist so als würde ich sagen, Juden geben grundsätzlich Arabern an allem die Schuld. Ich will mir gar nicht ausmalen, was hier los wäre, wenn ich sowas sagen würde, wenn schon ein harmloser Kommentar von mir die Hälfte der Forumbenutzer triggert.
Und Bestseller werden halt auch nicht von Leuten geschrieben, die gegen Juden hetzen, sondern von Leuten, die den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören, weil wir hier zu viele böse Moslems haben, Pegida ist eine anti-muslimische Massenbewegung zu der es in Deutschland heute - und darüber kann man doch froh sein - kein antisemitisches Äquivalent gibt, die äußerst erfolgreiche AfD ist ebenfalls antimuslimisch. Aber gut, ist halt alles mehr oder weniger anekdotische Evidenz. Wem das nicht ausreicht, der kann es z.B. hiermit versuchen:
http://www.pewresearch.org/fact-tank/2015/01/14/french-have-positive-views-of-both-jews-muslims/
Angesichts all dieser Umstände sollte antimuslimischer Rassismus die Schlagzeilen dominieren. Es gibt durchaus Parallelen zu der Art und Weise wie Juden damals gesehen wurden, auch wenn der große Historiker Murmel (dessen Rapmusik bestenfalls mittelmäßig ist, du hörst dich an, als hättest du Kreide gefressen, Junge), die nicht sehen will.