Was du schreibst demonstriert besagte Pseudo-Logik doch nur ein weiteres mal und zwar so sorgfältig, dass man eigentlich meint, dir würde das während des Schreibens selbst auffallen. Es ist im Grunde ganz einfach: Nur weil mich etwas an Rassismus erinnert, ist es selbst noch lange nicht rassistisch. Ich versteh nicht, warum Leute das nicht verstehen. Klar ist das eine naheliegende Assoziation, aber Assoziationen sind eben kein Logik-Ersatz. Du kannst aus dem Vorhandensein der Assoziation des Israel-Boykotts mit Nazi-Slogans keine gemeinsame Motivation ableiten. Aber du tust es trotzdem. Pseudo-Logik eben.
Was bedeutet "Antizionistisch"?
Der Zionismus ist ein facettenreiche Ideologie und das BDS-Movement hat alle möglichen Unterstützer. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass einige unter ihnen den Zionismus ganz oder in Teilen ablehnen. Daran ist grundsätzlich nichts antisemitisch.
Ich z.B. halte es grundsätzlich für bedenklich einen "jüdischen Staat" zu gründen, genauso wie ich es für bedenklich halte einen muslimischen, einen christlichen oder von mir aus einen Ostfriesen-Staat zu gründen, besonders wenn das in einer Region geschieht, in der mehrheitlich Menschen leben, die eben nicht zur jeweiligen Gruppe gehören. Wenn man die Idee eines Staates für eine ganz spezielle Gruppe konsequent durchzieht, hat man eben in den meisten Fällen am Ende Apartheid (und das ist eine akzeptable Metapher für die Zustände in Israel, besonders in den besetzten Gebieten). Oder man vertreibt den unerwünschten Teil der Bevölkerung, was ja in Palästina unbestreitbar geschehen ist. Auch Herzl war sich darüber im Klaren, dass es bei einem derartigen Vorhaben im Grunde zwei Optionen gibt und entschied sich offenbar für letztere, als er 1895 in seinem Tagebuch festhielt: "we shall endeavour to expel the poor population across the border unnoticed - the process of expropriation and the removal of the poor must be carried out discreetly and circumspectly."
Man kann durchaus zu dem Schluss kommen, dass die Geschichte des Zionismus eine Geschichte des Kolonialismus ist und die Grüdung des Staates Israel, mindestens angesichts der Umstände unter denen sie stattfand, als moralisch verwerflich betrachten. Ist das eine antizionistische Position? Wenn ja, wo ist das Problem? Du wirst jetzt wahrscheinlich behaupten, dass das logische Resultat einer solchen Einstellung der Wunsch nach der Vernichtung Israels ist (, solltest du meiner Erfahrung mit Leuten, die so reden wie du, entsprechen), aber das wäre ebenfalls ein Trugschluss. Ganz objektiv. Es mag Leute geben, die so denken, aber das eine führt grundsätzlich nicht zum anderen: Jeder von uns wird einsehen, dass der Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern verwerflich war. Du ebenfalls, da bin ich mir sicher. Ich bin mir allerdings ebenso sicher, dass du deswegen nicht die Vereinigten Staaten von Amerika mitsamt der Bevölkerung auslöschen möchtest.
Vernunftbegabte Menschen lehnen solche Dinge ab. Aber sie wissen auch, dass all das in den Geschichtsunterricht gehört, wo man es aufrichtig thematisieren sollte. Die drängenden poltischen Fragen sind ganz andere:
Es gibt in Israel-Palästina zwei Völker, von denen das eine alle Rechte genießt, während ein Teil des anderen, nämlich der Teil in Israel, zunehmend segregiert und essentieller Rechte beraubt wird und dessen anderer Teil seit Jahrzehnten vollständig segregiert lebt und dem im Alltag de facto alle Rechte aberkannt werden. Dieser Zustand ist erstens inakzeptabel und zweitens ein Resultat des Zionismus. Kein zwingendes, aber angesichts der zionistischen Ideologie das wahrscheinlichste (Wenn du mich ein bisschen provozierst, mach ich mir vielleicht die Mühe, dich mit weiteren Zitaten zionistischer Vor-/Denker zu überschütten). Um eventueller Verwirrung vorzubeugen: Es spielt im Grunde keine Rolle, welches das wahrscheinlichste war, Fakt ist: Es ist das tatsächliche Resultat des Zionismus.
Der "Greater-Israel"-Zionismus, der heutzutage populärer denn je ist und vor allem politisch mächtiger denn je, ist per se etwas verurteilenswertes, weil er nach einem Territorium strebt, dass sich nur durch Eroberungskriege in Besitz nehmen ließe. Ich bin übrigens so frei zu vermuten, dass wir kurz vor dem Siegeszug dieser extremsten Ausprägung zionistischer Ideologie stehen.
Wie dem auch sei. Es gibt sowohl gegenwärtige politische Gründe ein Problem mit dem Zionismus zu haben, als auch historische. Und dass jeder, der sich "antizionistisch" nennt, den Untergang Israels und die Vernichtung der Juden herbei sehnt, das haben du und deine antideutschen Freunde sich ausgedacht.
Falsch. Einzig Israel hat es als Unrechtsstaat bis heute geschafft, dass man im Westen die immer gleiche Propaganda runterbetet, sobald auf das Unrecht dort aufmerksam gemacht wird. Das ist eine Sache, die vielen nicht gefällt, deshalb wird die Zahl derer, die sich über Israel beschweren immer größer. Und das ist auch gut so. Es ist immer gut auf Unrecht hinzuweisen, aber insbesondere dann, wenn der betreffende Staat sich als westliche Demokratie ausgibt und unbedingt, so lange dieses Unrecht mit westlichen Steuergeldern finanziert und mit westlichen Waffen ausgeübt wird. Was Länder wie China oder Nordkorea betrifft, besteht doch hier überhaupt nicht mehr der geringste Aufklärungsbedarf oder siehst du das anders? Es sind Leute wie du, die ständig mit Ausreden kommen, die so fadenscheinig sind, dass man das Gefühl hat, sie haben sich bis an den Rand voll gesoffen, bevor sie darauf gekommen sind, die in nicht unerheblichem Maße dazu beitragen, dass das Thema eben diskutiert werden muss.
Du willst mir also erzählen, dass es hier oder im Westen niemanden gibt, der besagte Regimes kritisiert? Oder deren Ende fordert? Ich wette meinen gesamten Besitz, dass ich dir in der Fußgänger-Zone wesentlich schneller 100 Leute ausfindig machen kann, die das Nordkoreanische Regime in Frage stellen, als du in der Lage wärst 100 zu finden, die den Israelischen Staat "auflösen" möchten.
Aber falls es dir, weshalb auch immer, um einen Anti-Ismus geht: Wie wäre es mit Anti-Kommunisten, die diese Einstellung zur Grundlage ihrer Kritik am Chinesischen Staat machen? (Was natürlich bescheuert ist, aber das spielt ja in diesem Zusammenhang keine Rolle.)
Ja. Genau. Die Israelis haben bereits mehr, als ihnen jemals zustand. Die Palästinenser fordern im Grunde Souveränität in 22% des historischen Palästina. Das entspricht der Waffenstillstandslinie vor dem Sechs-Tage-Krieg und ist eine moderate Forderung, wenn man bedenkt, dass es laut UN-Teilungsplan mal über 40% sein sollten. Des Weiteren wissen wir spätestens seit den "Palestine-Papers", dass das palästinensische Verhandlungsteam bereit war bei allen zentralen Fragen (Siedlungen, Ost-Jerusalem, Flüchtlinge ...) irrsinnige Zugeständnisse zu machen. Den Israelis war es nie genug, weil sie eben keine Lösung wollen. Und das liegt daran, dass sie die derzeitige Situation für perfekt halten. Eine Lösung ist nicht notwendig, wenn man kein Problem hat.
Was BDS betrifft: Warum sollten sie Hamas oder Hezbollah boykottieren? Du magst deren Art des Widerstandes verurteilen und ich tue das auch. Aber es ist schlichtweg irrelevant, was ich oder du darüber denken. Man geht nicht hin und hält den Unterdrückten Moralpredigten. Erst mal bringt man den Tyrannen dazu, gerechte Verhältnisse zu schaffen und zwar insbesondere dann, wenn irgendeine Form von Bündnis oder - wie wir es hier in Deutschland gerne nennen - "Verpflichtung" besteht. Die Unterstützung des bewaffneten Widerstands wird mit der Zeit von ganz allein im Sande verlaufen, wenn den Menschen dort erst mal ein anständiges Leben ermöglicht wird und die ständigen Bombardements aufhören. Du magst jetzt das Gegenteil behaupten, aber man sollte das grundlegende Unrecht erst einmal beheben und sehen, was passiert und nicht von vornherein denen, den Unrecht getan wird unterstellen, sie würden sich mit der Beendigung desselben nicht zufrieden geben.
Im Übrigen: Selbst die Hamas hat in den letzten Jahren mehrmals signalisiert, dass sie sich mit einem Settlement entlang der Waffenstillstandslinie zufrieden geben würde.
Ich habe ausschließlich über die oben stehenden "Beispiele" gesprochen. So lange da nichts mit etwas mehr Substanz kommt, will ich darüber nicht diskutieren, ganz einfach, weil ich es für Unfug halte und nicht den geringsten Diskussionsbedarf sehe. Ich lese halt immer nur von "Beispielen" für Antisemitismus innerhalb der deutschen Linken wie den obigen, die eben keine sind. Was jedes mal so offensichtlich ist, das ich hin und wieder überlege, Vertretern der antideutschen "Linken" etwas von meinem Olanzapin anzubieten, in der Hoffnung, dass das ihre Wahnvorstellungen lindert.
Welches denn? Gibs doch zu, das beste was ihr habt, ist eine lächerliche
"Studie", die kürzlich erschienen ist und die ganz genau gar nichts beweist, weil sie genauso stumpfsinnig ist wie der Rest, den man sonst so liest.
Und wieder nur Assoziationen. Wie gesagt: Ich kenne diese Leute nicht und kann auch das Plakat nicht lesen. Es wäre mir lieb, wenn du mir anhand ihrer politischen Überzeugungen erklären könntest, weshalb du glaubst sie seien Antisemiten. Deine dilettantischen Versuche dich hier als Psychoanalytiker zu profilieren überzeugen mich nämlich keinesfalls.