Kicker: Herr Prollski, herzlichen Glückwunsch zum Sieg im MZEE DFB-Hyperpokal. Welch ein sensationelles erstes Spiel.
MP: Vielen Dank. Für den neutralen Zuschauer war es sicherlich ein Highlight. Als Protagonist hat es mich sicherlich einige Lebenstage gekostet.
Kicker: Wie haben Sie den Abend verbracht?
MP: Sie werden es mir nicht glauben aber ich hab mich vom Team entfernt, hab sie feiern lassen. Ich hab danach mit meiner Frau Desperate Houswifes geguckt, noch bisschen am Laptop gearbeitet und bin dann gegen 1 Uhr nüchtern ins Bett gegangen. Da konnte ich zwar nicht gleich einschlafen aber trotzdem war ich gegen halb 6 Uhr morgens wieder einigermaßen arbeitsfähig.
Kicker: Kommen wir zum Spiel. Wie erklären Sie sich diesen Spielverlauf?
MP: Bis zum 1:0 dachte ich, dass das eine zähe Angelegenheit wird. Leverkusen hatte über 60 % Ballbesitz. Nach unserer Führung sind alle Dämme gebrochen. Leverkusen hatte das Glück auf seiner Seite, das die Abpraller ihnen immer vor die Füße gefallen sind. Zieht man alle Slapstick und Abprallertore ab, sehe ich das Spiel für uns 3:2 ausgehen.
Kicker: Was sagen Sie zu den erneuten Vorwürfen, dass der Schiedsrichter wieder einmal Ihre Mannschaft mit einem Elfmeterpfiff gerettet hat?
MP: Da kann ich nur drüber lachen. Bei all dem Spektakel geht unter, das vor unserem 1:0 die Leverkusener ganz klar mit der Hand auf der Linie eine Doppelchance von Haaland geklärt haben. Deswegen hatte Marco auch keine Skrupel den Elfmeter zu versenken.
Kicker: Wie fühlt sich solch ein Spielverlauf an?
MP: Naja, nach dem 2:4 flog mein Arbeitsgerät durch die Gegend. Aber das wir unser erstes Spiel ausgerechnet im Finale verlieren sollten und so manch einer vor dem Bildschirm plötzlich Liebe für einen Werksclub entwickelt hat, konnten und wollten wir nicht akzeptieren. Als Marco das 3:4 erzielt hat, war Vizekusen wieder in den Köpfen aller Spieler. Für die Einen schlecht, für uns gut.
Kicker: Wie schafft man es, das Wiederholungsspiel trotz diesen Nackenschlags in der 92.Minuten so souverän zu bestreiten?
MP: Dieses Spiel wurde im Kopf entschieden. Es musste ja so kommen, als Hradecky die Doppelchance von uns in der 90.Minute verhindert hat. Ich habe meinen Spielern gesagt, dass das einfach sein musste, für die Zuschauer. Jetzt hauen wir sie zur Strafe weg. Den Einbruch Leverkusens kann ich mir dennoch nicht erklären. Psychologisch waren sie wieder im Vorteil.
Kicker: Wie verhält es sich bei Ihnen mit Ihrer Frau? Saß sie mit auf der Trainercouch? Ihr Kollege @Mister Chimp erwähnte eine Einmischung seiner Frau während des Spiels.
MP: Glücklicherweise war die Anspannung so groß, das selbst das Rumschreien dieses mal mit keinem Wort negiert wurde. Bei Testspielen kam es schon öfter zu Meinungsverschiedenheiten auf Grund der Lautstärke meines Flücherepertoires. Teilweise stand ich so unter Strom, dass dieser ausgeschaltet wurde. Ich danke hiermit meiner Frau, denn ich denke, durch all die Stresssituationen in den Testspielen konnte ich in den schweren Phasen der Finalspiele recht gut meine Emotionen kontrollieren und gab mich nicht der rasenden Wut hin.
Kicker: Ist der Titel für Sie eine persönliche Genugtuung es Ihren Kritikern bewiesen zu haben, auch den letzten Schritt gehen zu können und am Ende der Sieger zu sein? Bisher standen Sie mit Ihren Mannschaften immer für viele Tore und Spektakel aber wenn es drauf ankam, versagten Ihren Teams regelmäßig die Nerven.
MP: In diesem Turnier haben mich die Worte von Vincent Kompany getrieben, der ja vor dem Capitol City Cup Viertelfinalspiel zwischen RSC Anderlecht und Legia Warschau in Bezug auf meine Motivationsfähigkeiten meinte, ich verängstige meine Spieler so sehr, dass sie nur Fehler machen können. Ich habe meine Spieler in der Gruppenphase besessen an ihre Leistungsgrenze getrieben, in den Finalspielen haben wir davon profitiert. Tja Vincent, wie das so ist, manchmal wäre we-
niger reden angebracht.
Kicker: Wird es ein Supercupspiel zwischen RSC Anderlecht mit Trainer @Babastyle und Ihrer Borussia geben?
MP: An uns soll es nicht scheitern. Es wäre ein Traum, der Erste zu sein, der dem Kollegen eine Niederlage zufügt. Immerhin hat er mich und meine Mannschaft (Legia Warschau Anm.d.Red.) wirklich wie verängstigte kleine Jungs aussehen lassen. Aber aus solch bitteren Niederlagen lernt man sehr viel, wenn man denn gewillt ist. Dieses Wissen und der Glaube an uns hat uns gestern sehr wahrscheinlich auch wieder ins Spiel gebracht, davon bin ich überzeugt.
Kicker: Wie fällt Ihr Fazit dieses tollen Turniers aus?
MP: Es war wirklich ein sehr geiles Turnier mit so vielen Spannungsmomenten. Ich bin traurig, dass es vorbei ist. Ich sage Ihnen ehrlich, das meine Mannschaft ihr spielerisches Potential erst in den Finalspielen offenbart hat. Würden wir die Gruppenphase nochmal spielen, würden wir 100 Tore schießen. Davon bin ich überzeugt. Ich kann mich nur bei der Turnierleitung
@LilJD und den Anderen Trainern bedanken. Sie sind alle sehr respectvolle charismatische Typen. Wenn Corona vorbei ist, lade ich sie alle ins Village auf meinen Nacken ein.
Kicker: Ihr Vertrag läuft angeblich in Dortmund aus. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Gibt es ein weiteres Engagement bei einem Bundesligisten oder wird es doch was ganz neues?
MP: Puh, ehrlich gesagt haben die letzten Wochen viel an Substanz gekostet, es war sowas von intensiv. Ich kann verstehen wenn der ein oder andere Kollege eine Pause einlegt. Aber mein Hunger ist groß, ich lebe für den Wettbewerb. Ich denke, in den nächsten Tage wird man sehen, was sich ergibt. Hängt natürlich auch von der Community ab. Warten wir es ab.
Kicker: Herr Prollski, wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und würden uns sehr freuen, Sie bei einem neuen Turnier wieder an der Seitenlinie zu sehen.
MP: Davon können Sie ausgehen. Vielen Dank. Gruß an meinen Videocoach Daniel L.