Boaaah schwieriges Album - riecht nach Rückentwicklung der eigenen Skills.
Sehe ich überhaupt nicht so. Im Vergleich zu 'Rebell ohne Grund' finde ich es als Konzeptalbum absolut in sich stimmig und das sowohl musikalisch als auch textlich bis auf ein paar ganz wenige Ausfälle nahezu perfekt. Apropos "perfekt", man hört den einzelnen Songs an, dass sie mit sehr viel Detailverliebtheit und absolut durchgeplanter Herangehensweise entstanden sind. Wie es einer von hier schon schrieb, könnte es je nach Geschmack dadurch schon wieder zu "glatt" und "sauber" klingen. Finde ich aber nicht, denn wenn ich dreckige Boombap-Beats mit Punchline-Raps haben will, höre ich nicht Prinz Pi. Die Beats passen bei fast allen Tracks wie die Faust aufs Auge, auch wenn oberflächlich betrachtet, sich einige ziemlich ähnlich anhören. Aber das meinte ich mit "absolut in sich stimmig", mir gefällt es, dass man es am Stück durchhören kann, ohne den Trackwechsel immer sofort zu realisieren. Das passt dann widerum zu den Inhalten, die Grundstimmung, die sich durch das ganze Album zieht. Auch wenn immer wieder andere Inhalte thematisiert werden, wiederholt sich der eine oder andere Punkt, was mit Sicherheit zur Assoziation dienen soll, um das eine mit dem anderen zu verknüpfen um eben ein Gesamtbild zu kreieren, das nur im Kontext des ganzen Albums funktioniert.
Natürlich bricht die Qualität der Texte an der einen oder anderen Stelle nach oben oder nach unten aus, ganz klar wird zuviel auf dieser Hipsternische rumgeritten, aber als Ganzes betrachtet stört mich das nicht sonderlich. Denn mit den meisten Texten/Aussagen kann ich mich sehr gut identifizeren, auch wenn ich kein Großstadtkind und keine Anfang 20 bin. Und das ist der ausschlagebende Punkt, warum ich es inhaltlich - trotz der vielen Liebestexte und teilweise Phrasendrescherei - sehr gut umgesetzt finde. Das hat dann wohl viel damit zu tun, dass der Prinz einfach ein genialer Lyriker ist. Das ist Fakt und wird sich auch nicht mehr ändern. Einer der Besten, die es je gab (im dt. Rap).
Zu den Rapskills bleibt nur noch zu sagen, perfekt. Kein kollegahmäßiges Doubletimegerappe mit 120 Vergleichen, kein azadmäßiges Slowmotion Stampf-auf-den-Boden-Gewitter und kein savasmäßiges Flowverhaspeln wie Scatman John zu seinen besten Zeiten; sondern einfach Pi in seiner reinsten Form.
Das Album ist eine logische Weiterführung seiner bisherigen Schaffensphase, trifft dabei mehr oder weniger den Nerv der Zeit und das Ergebnis zu der von euch oft kritisierten Klausel "Tschüss dt. Rap, Hallo Musik". Meiner Meinung nach ein weiteres Meisterwerk, wenn da nicht die Ausfälle 'Fähnchen im Wind', 'Frühstücksclub der toten Dichter' und 'Ende Blut, alles Blut' wären, die zwar nicht wirklich schlecht, aber auch nicht sehr gut sind. Letzteres klingt mir einfach zu sehr nach 'Mein Blut feat. Bina' und die anderen beiden gefallen mir schlichtweg nicht.