wie versprochen mein spielbericht, ist etwas lang geraten. dies liegt daran, dass ich den für mich selbst und nicht unbedingt für das forum hier geschrieben habe:
Bei der U-Bahnstation angekommen, stiegen alle aus. Was sich uns da zeigte war nichts Überraschendes. Viele Kutten und Kinder, die vorpubertierende Lieder über Frauen sangen. Auch ein Stinkefinger-Doppelhalter war zu sehen und es war keinem so recht klar, wieso er diesen den gleichgesinnten vor die Augen hielt. In der Ferne sah man zur linken Hand die moderne Allianzarena und zur rechten Hand viele Busse, darunter auch einer der Ultras von 1860, die offenbar gemeinsam mit einem eigenen Bus aus der Stadt anreisten. Angesichts dessen, was sonst noch mit uns in der U-Bahn mitfuhr, eine weise Entscheidung. Der Gang zum Stadion war sehr speziell. Schon von weitem sieht die Allianz-Arena sehr eindrücklich aus. 50m hoch ragt dieser Schwimmring in die Höhe. Da haben die beiden Schweizer Herzog und de Meuron wirklich ein Meisterwerk erstellt. Auch die Landschaftsarchitektur von dem Bereich vor dem Stadion ist sehr speziell. Verschiedene Wege führen durch eine Steppenlandschaft zum Ziel, was mit den sich bewegenden Menschenmassen sehr speziell aussieht. Auffällig war die für deutsche Verhältnisse sehr dürftige Polizeipräsenz, die Gärtner und Floristen (deutsche Polizisten) waren zwar vereinzelt in kleinen Zweierpatrouillen, sowie einigen Pferden anwesend doch war allen klar, das dieses Spiel bezüglich dem Gewaltpotenzial etwa so viel Risiko bietet wie eine Hochzeitsfeier in der Kirche. Auffällig war, dass jeder einzelne Zentimeter mit Kameras überwacht ist. Die Kontrollen beim Eingang waren mehr als dürftig, ich hätte in den Schuhen ohne Probleme alles Mögliche mitnehmen können. Auffällig war auch, dass einer des Sicherheitsdienstes (SiDi) einen 1860er Schal anhatte. Wenigstens nicht so schlimm wie ein Schal der gegnerischen Mannschaft, wie beim ZSC schon geschehen, aber doch genügend provokativ für die gegnerische Mannschaft. Doch von Hoffenheim kamen nur Familienväter mit Kleinkindern, jeder von ihnen hatte eine gesponsorte Fahne dabei und es würde mich nicht wundern, wenn Hopp denen Geld bezahlt hat, damit die ans Spiel gehen, denn sie erschienen erstaunlich zahlreich. Kaum hatten wir die Sicherheitskontrollen beim Eingang passiert, waren wir vollkommen frei. Wir konnten uns im ganzen Stadion frei bewegen. Lediglich bei der Kurve der 1860er und bei der Hoffenheimer Kurve gab es einige Ordner, ansonsten konnten wir aber völlig frei durch alle Bereiche des Stadions gehen. So suchten wir uns bald einmal einen Sitzplatz an der Sonn in der Nähe der Kurve der Heimfans. Wir hatten zwar Karten für die schattige Stehplatzkurve, aber das schien keinen zu interessieren, bei 27 000 Zuschauern in einem Stadion, das 60 000 Platz bietet mag das auch nicht überraschend sein.
20min vor Spielbeginn nahmen die Ultras Platz in der Kurve und es kam gleich auch Bewegung in Form von Schwenkfahnen in die Kurve. Seltsam war, dass die Fans von 1860 geteilt sind. Die einen stehen in der Südkurve gleich neben dem Sektor der Gäste auf Stehplätzen und die anderen (inkl. den Ultras) stehen in der gegenüberliegenden Kurve, die allerdings bestuhlt ist. Auf der einen Seite die Southside Supporters auf der anderen die Cosa Nostra. Dies führte dazu, dass die Stimmung enttäuschend schwach war. Die Southside Supporters stimmten immer wieder Lieder an (deren Repertoire beschränkt sich allerdings auf 3-4 Lieder) und auf der anderen Seite war die Cosa Nostra sehr bemüht, brachte aber auch nur die bekannten Lieder und konnten nur selten die ganze Kurve dazu animieren mitzusingen. Laut wurde es nur beim TSV-Echo, das einzige, was koordiniert zwischen der Süd und Nordkurve ablief. Sicherlich trug das Spiel auch seinen Teil dazu bei. Hoffenheim war zwar besser, obwohl man nicht wirklich von besser, sondern eher von weniger schlecht sprechen sollte. Die Münchner Abwehr war katastrophal und der Angriff ohne jeglichen erkennbaren Aufbau. Etwas mehr Struktur war bei Hoffenheim drin, doch auch das begeisterte selten. Typisch dafür auch das einzige Tor des Spiels. Die Abwehr der 60er war löchrig wie ein Schweizer Käse und voller Fehler, ein Querpass kommt irgendwie vor das Tor, 1860 bringt den Ball nicht weg und Copado, der lange bei Unterhaching gespielt und deswegen bei 1860 verhasst ist, drückt den Ball mit dem Kopf über die Torlinie und jubelt vor dem Anhang der 60er. Trotz dieser Provokation bleiben die meisten Münchner ruhig, zu gross war wohl der Schock. Das Spiel wurde danach nicht besser. Auch dem Schiedsrichter schien es bisweilen langweilig zu sein, denn er verteilte auffällig viele Karten. 1860 kam deutlich besser aus der Kabine, doch schon nach 5min lief einer schon wieder vom Feld gelb-rot. Ihm folgten in der zweiten Halbzeit noch zwei weitere Hoffenheimer, so dass die Münchner in der Endphase sogar noch mit einem Spieler mehr spielen konnte. Die Unterstützung der Fans war mager und die Chancenproduktion auch. So endete ein mässiges Spiel mit einem Hoffenheimer Auswärtssieg. Die Hoffenheimer waren während dem Spiel 3-4 Mal zu hören. Mit dem Spruch "ohne Bayern wärt ihr gar nicht hier" verhönten sie sich beinahe schon selbst. Dennoch hörte man deutlich mehr, als ich es erwartete hat.
Nach dem Spiel unterhielten uns 4 Kutten mit ihrem Gespräch über 1860. Werner Lorant und Lauth sollen zurückkommen, dann wäre die Welt wieder in Ordnung. Die Wahrung der Tradition ist etwas gutes, doch zu weit soll das auch nicht führen.