Ich betone noch einmal, kritik an erdogan ist absolut legitim und dass ihm seine grenzen aufgezeigt werden, ist auch nicht verkehrt, wenn auch auf diese weise immernoch nicht vertretbar, kritik an ihm betrachte ich auch teilweise als absolut gerechtfertigt, sachen wie "jeder der alkohol trinkt ist alkoholiker", zeigen, dass er sich besser informieren sollte was er da erzählt...natürlich hat auch er eklatante fehler gemacht, aber im grossen und ganzen hat er die türkei, die ein wahrlich schwer zu regierendes land ist gut gemanaged....
Was würdest du machen als spitzenpolitiker?
Kurden ausgleich oder harter kurs? Beides wird auf kritik stossen...
Aleviten ausgleich oder harter kurs? Beides wird auf kritik stossen....
Kopftuch ausgleich oder harter kurs? Beides wird auf kritik stossen...
Zypern ausgleich oder harter kurs? Beides wird auf kritik stossen...
Armenien ausgleich oder harter kurs? Beides wird auf kritik stossen...
Israel ausgleich oder harter kurs? Beides wird auf kritik stossen...
Die liste lässt sich fortführen...
Ich hab meine meinung zu den themen, aber das ist nur meine meinung...
Erstmal muss du dir angewöhnen, zwischen symbolik und enrsthaftigkeit zu unterscheiden. Wenn ich oder jemand anderer sagt Erdogan hat links und rechts eine verdient, dann heißt das nicht, dass wir es gut finden, wenn ein über 60 jähriger Mann verprügelt wird. Es ist schon traurig, dass man das hier explizit erwähnen muss.
Zweitens - und das ist ganz wichtig - solltest du wissen, dass selbst Erdogan-Kritiker nicht alles verteufeln was Erdogan gemacht hat. Das ist heute genauso. Erdogan hat mit der AKP durchaus einiges positives bewirkt. Jedoch ist es wichtig festzuhalten, dass er auch vieles schlechter gemacht hat.
Wenn du bspw. heute behauptest, dass die Türkei eine starke Wirtschaft hat, dann verleugnest du aber die Tatsache, dass die Türkei gleichzeitig eine sehr große Schattenwirtschaft hat und vieles darüber läuft. Die Behörden erfassen das nicht. Du weißt also nicht, ob eine Gesellschaft plus oder minus gemacht hat. Die Arbeitslosenrate in der Türkei liegt bei aktuell 8 Prozent. Das ist ordentlich.
Das Bildungssystem ist immer noch eines der schlechtesten im weltweiten vergleich. Erdogan baut Universitäten, schön und gut, jedoch ist die Qualität der Ausbildungen weiterhin unter dem Durchschnitt einer Universität innerhalb der EU. Was bringt es außerdem, wenn man nach dem Abschluss keine Arbeit findet? Da wären wir wieder bei der Wirtschaft und Arbeitslosigkeit.
Das alles mal beiseite gelassen, regiert Erdogan einfach mit absoluter Macht und ohne Kompromisse. Er nutzt seine 50 % mit aller Härte aus und das ist eben keine Demokratie. Man muss auch als Regierungs im ständigen Austausch mit Opposition und andersdenkenden sein.
Bei den Demos geht es doch gar nicht mehr um den Park? Warum denkst du, dass das ganze eskaliert ist? In der Türkei wird unisono (selbst von Erdogan) gesagt, dass der Polizeieinsatz der Grund dafür ist. Der Tränengas-Einsatz gegen die Zivilbevölkerung ist absolut inakzeptabel und überzogen. Die Leute haben sich nach dem Einsatz mit den Demonstranten solidarisiert und das auch in mehreren Städten. Als ob das nicht genug ist gießt Erdogan in Interviews noch Öl ins Feuer. Ich erwarte von einem Ministerpräsidenten, dass er in solchen Situationen deeskalierend wirkt und die Lage versucht zu beruhigen. Erdogan sagt "Wenn ihr 50.000 seid, schicke ich morgen 1 Mio hin!" - das ist keine Aussage, die dem Amt des Ministerpräsidenten gerecht wird. Das ist einfach eine knallharte Drohung an Leute, die nicht seine politischen Sichtweisen teilen. Im gleichen Atemzug schreibt einer seiner Minister "Wir ertränken euch in unserer Spucke" - was sind das für Aussagen? Das Land brennt fast und diese Leute reagieren mit solchen Aussagen?! Das ist keine Demokratie mehr.
Selbst Abdullah Gül distanziert sich von Erdogans Regierungsstil. Erdogan beruft sich ständig auf die Wahlen und seine Legitimation. Ja er ist ein legitim gewählter Volksvertreter. Das heißt aber noch lange nicht, dass er alles tun uns lassen kann, was er will.
Er befürwortet in einem Interview das Verhalten der städtischen Bahn, die per Lautsprecheransage den Leuten das Küssen verbieten wollen. Wenn ein Volksvertreter so direkt in das Privatleben der Menschen eingreift ist was nicht in Ordnung.
Du kommst weiterhin mit Extremen. Du fragst, was die Alternative für Erdogan ist. Die Alternative für Erdogan, sollte nicht eine zweite Partei sein, die mit brachialer Gewalt regiert. Eine optimales Parlament bildet sich aus mehreren Parteien, die sich die Waage halten. Die bei Gesetzgebungen Kompromisse eingehen müssen und nicht alles im Alleingang machen können.
Wir bzw. zumindest ich, würde heute nicht mal die CHP wählen, weil ich deren Politik auf für extrems schlecht halte. Die MHP sowieso nicht. Das heißt aber nicht, dass ich mit allem einverstanden bin, was Erdogan und die AKP macht.
Die einzige Möglichkeit ist, wenn Erdogan die Macht loslässt. Normalerweise darf er nicht wiedergewählt werden, jedoch will er - und das schon seit zwei Jahren - ein präsidentielles Regierungssystem nach US-Vorbild einführen und jetzt rate mal wer dann als Präsident gewählt werden will. Kommt dir das nicht ein bisschen komisch vor. Er regiert seit 10 Jahren und will jetzt weiter als Präsident regieren? Irgendwann ist auch genug.
