sTYLEiANOs schrieb:
bigmäk, warum sagt man denn oft und steht eigentlich überall geschrieben dass übertraining meist von der überlastung des ZNS kommt, wenn man es doch eigentlich garnicht überlasten kann?
Es steht ne Menge überall geschrieben...was ich schon so an "physiologischen" Dingen gelesen habe...hauaha. Es kann natürlich sein, dass Du Dich beim Training so verausgabst, dass Deinen Neuronen die Energie ausgeht, ehe sie aber nen Mangel an Energie haben, hemmen sie einfach Deine Motorik, Du wirst "schlapp", bringst plötzlich nur noch die Hälfte der Kraft auf etc... Das geht aber eher von metabolischen Faktoren im Muskel und vom Kreislauf aus, als dass das ZNS irgendwie angegriffen werden würde. Dein ZNS (Hirn und Rückenmark) ist das wichtigste Organ im Körper, eher lässt Dein Organismus zu, dass Dir die Nieren wegschimmeln, als dass irgendwas mit Deinem ZNS passiert
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auch ein etwas erfahrenerer breaker, 32, hat auch sport oder sowas studiert, sagte mir mal dass ich nicht zuviele tricks aufeinmal lernen sollte, da ich damit das ZNS überfordern würde und nach einer zeit garnichts mehr klappen würde! ist das auch nicht richtig,oder was?
Wenn Du an einem Tag eine Übung über 2 Stunden lang machst, dann wirst Du die geübte Bewegung besser können, als wenn Du in den 2 Stunden noch 3 andere Übungen gemacht hast. Ebenso wird Dein Hirn den Ablauf einer Bewegung sich besser merken können, als wenn danach noch weitere Bewegungen abgespeichert werden müssen. Hängt im Endeffekt aber von der Komplexität ab, wenn Du zwischen den Übungen Pausen machst und nach dem erlernen eines neuen Moves den alten direkt wiederholst, dann den neuen nochmal wiederholst, etc... sehe ich nicht, wo das Problem seien sollte. Stell Dir vor, du hast etwa 5 Millionen Neurone, die nebeneinander und übereinander liegen. Auf diese 5 Millionen Neurone, sog. Purkinje-Neurone, wirken etwa 20 Milliarden Neurone ein und aktivieren oder deaktivieren die Purkinje-Neuronen...das ist das Kleinhirn. Die Purkinje-Neurone lassen sich ihrer Funktion nach zu Säulen sortieren, also z.B. 20 Neurone nebeneinander, 5 nach Oben und 5 nach Unten bilden eine Säule...diese Säule kodiert dann z.B. EINEN Fingermuskel beim Turtle. Es ist der Aktivität dieser Säule scheiss egal, ob Du im direkten Anschluss eine andere Neuronensäule für die Musculus Extensor Hallucis (den großen Zeh Strecker) mehrfach beanspruchst, weil Du Piruetten fürs Ballett einübst
(falls Du das jemals tust, bitte fotografier es!). Die Präzision einer Bewegung kommt nun durch die Synchronisation der Erregung von 1) mehreren Neuronen und 2) mehreren Säulen und 3) mehreren Hirnzentren zustande. Wie genau das einzelnd zusammenwirkt, kann Dir NIEMAND erklären, da kommen jede Woche neue, bahnbrechende Forschungsergebnisse heraus. Wenn Du eine Bewegung einübst, erlernt Dein Gehirn rechtzeitig die richtigen Säulen und Neurone zu aktivieren und die Kommunikation der einzelnen motorischen Zentren wird besser. Was darauf einfluss nimmt, kann ich generell nicht sagen. Grundregel ist natürlich, dass je länger und ausführlicher und konzentrierter Du eine Bewegung übst, desdo besser lernst Du sie, aber speziell würd ich raten einfach zu beobachten welches Trainingspensum wieviel Erfolg bringt und dann individuell eine eigene Belastungsgrenze aufzustellen.
wie erklärst du mir dann, obwohl ich richtig fit bin und kraft habe, an manchen tage ein routinetrick einfach nicht klappt?
(ich habs immer aufs ZNS geschoben, nach 2 tagen pause hats dann nämlich wieder super geklappt!)
Das ist ein weiteres grosses Rätsel der Neurophysiologie...niemand weiss, was den "Formunterschied" eigentlich bedingt. Selbst bei zwei Athleten mit absolut identischem Atemzugvolumen, Blutdruck, Herzzeitvolumen, Kapillardurchmesser, Sauerstoffsättigung, Glucosespiegel, Muskelfaseranteil (schnell oder langsam) etc... unter absolut gleichen Aussenbedingungen, kann man nicht im Vorfeld bestimmen wer bei einem Wettrennen gewinnen wird. Selbst wenn ein Parameter signifikant abweicht, kann man nur angeben, dass die Wahrscheinlichkeit sich zu Gunsten einer der Beiden verändert, aber trotzdem kann auch ein körperlich weniger an die Belastung Angepasster gegen einen Top Athleten gewinnen. Ebenso weiss man, dass andauernde, gleiche Belastung (z.B. permanent die gleiche Übung über Stunden) geistig müde macht...in dem Fall passiert tatsächlich etwas im ZNS, die Aktivität geht nämlich herunter, aber niemand weiss wieso...sobald man die ermüdende Tätigkeit beendet, bessert sich das Aufmerksamkeitsniveau auch direkt wieder. wennde also an einem Tag mal nicht so kannst wie sonst, kann das viele Faktoren haben. Ich tendiere dazu, dass da eher metabolische Faktoren eine Rolle spielen dürften, Dein exaktes Blutvolumen und die Ventilation in der Lunge z.B., als dass die Wurzel des Üblen im ZNS liegt.
komisch ists hier im thread, ich hab so ein "medizin - sportphysiologie" buch hier rumliegen und blätter das immer mal einfach durch.
komisch finde ich dass ich immer genau das lese was du hier schreibst :-D
heute morgen hab ich erst "motorisches lernen" gelesen wo dann auch was von basalganglien usw die rede war. zum motorischen lernen steht da allerdings relativ wenig, wollte mich mal mehr mit dem thema beschäftigen, vllt find ich n trick wie ich bewegungsabläufe schneller erlernen kann ;-)
Hehehe, könntest ja zusätzlich Elektroden an Deinen Nacken anbringen, sowie an den Schläfen, um Basalganglien und Kleinhirn etwas zu stimulieren
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Und dass in einem Sportphysiologiebuch genau das steht, was ich schreibe, finde ich überhaupt nicht verwunderlich! Es würde mich eher verwundern, wenns anders wäre...die Physioklausur war am Donnerstag, Neuroanatomietestat zwei Wochen vorher, wäre doch echt peinlich, wenn ich jetzt schon alles wieder vergessen hätte
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Find ich aber echt cool, dass Du Dich so intensiv mit dem Thema beschäftigst! Ist allerdings verdammt schwierig nen Einstieg zu finden, wenn man die anatomischen Grundlagen nicht kennt (und die sind bei Neuroanatomie sehr komplex...als leicht verständliches LEhrbuch würde ich entweder den "Promotheus: Band 3 Kopf und Neuroanatomie (isn Atlas, also mit vielen farbigen, sehr guten, t.W. besser als in Echt zu sehenden, Computeranimationen und kurzen beschreibenen Texten) oder den Trepel (nur schwarz-weiss Bilder, viel Text, aber einfach zu verstehen und beginnend bei den Grundlagen und dann kommen viele, sehr gute Erklärungen...allerdings kann man nicht einfach irgendwo anfangen, sondern muss schon von vorn nach hinten lesen).
Ansonsten freuen sich Ärzte immer riesig, wenn Patienten an solchen theoretischen Dingen interesse zeigen, löcher also ruhig DEinen Hausarzt, wennde wieder mal ein Gelenk zu ersetzen hast
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PEACE!!!