Ich ging also mit meinem Kind zu einem anthroposophischen Kinderarzt, der als Koryphäe gehandelt wurde. Und er gab mir folgendes zu bedenken: Es sei nicht gut, dass die Schulmedizin Kortison und Chemotherapie gleichzeitig einsetze, denn Kortison sei „heiß“, und Chemotherapie irgendwie „kalt“. Die Kinderkrankheiten seien wichtig für die kindliche Entwicklung, denn wer sie überstehe, gehe gereift und gestärkt daraus hervor – den Umkehrschluss durfte ich selbst ziehen: Wer sie nicht überstehe, um den sei es ja wohl nicht schade. Und überhaupt, so lange mein Kind nicht laufen lerne, werde es auch mit dem Spracherwerb nichts, da der Mensch aufrecht sein müsse, damit Seele und Geist von oben in den Körper gelangen könnten. Deshalb gelte auch später für die Schule: Nur wer auf seinen zwei Beinen in die Schule hinein laufe, sei dort richtig. Wer ein „Kriechling“ bleibe, für den gebe es die Heilpädagogik.