The Marshall Mathers LP II (05.11.2013)
Ein großer Name, den dieses Album trägt. Kann es diesem Namen gerecht werden?
Ohne große Spannung aufzubauen, jeder kennt die Antwort, natürlich kann es das nicht.
Über vier Jahre nach dem letzten Soloalbum kündigte MM per Trailer eine neue Single an. Ein paar Sekunden ließen einem damals einen Track im Stile der Beastie Boys lauschen. Überzeugt hat mich das nicht. Dennoch wurde die Anspannung größer, als dann das dazugehörige Album sowie der Titel verraten wurden. Einerseits war ich froh, dass es keine typische Kaugummi-Single gab, da er sich damit in dem Alter wohl keinen Gefallen mehr getan hätte. Andererseits weiß ich bis heute nicht, was ich von „Berzerk“ halten soll. Für mich ist das ein Spaßsong, den er meinetwegen als B-Seite auf eine Single von Stat Quo packen soll, aber keine erste Single. Als Partysong funktioniert das für mich nicht, außer die Party soll Scheiße werden. Generell war ich von Rick Rubin als Federführer kaum überzeugt. Mir gefielen die Sachen, die er mit Johnny Cash gemacht hat sehr, aber die Kombination mit MM war für mich nichts Vielversprechendes. Ich traute es Rubin nicht zu, dass er weiß, wie so ein Album im Jahr 2013 klingen soll.
Das Album startet mit der Fortsetzung von „Stan“. Ein lyrisch unfassbar starker Song, der allerdings nicht mit der Musikalität des Vorgängers mithalten kann. MM rappt das zwar Weltklasse, aber als Gesamtwerk ist das kein geiler Song, da die Kompaktheit des ersten Teils überhaupt nicht gegeben ist.
„Rhyme or reason“ mit ausgelutschtem Sample und „So much better“ sind ganz nett, keine Totalausfälle, aber jeder Track auf MMLP ist 10x besser als die. Generell kommt kein Feeling auf, welches der erste Teil vermitteln konnte. Die Referenzen einiger Tracks wirken auf mich wie billige Versuche, eine Legitimierung des Namens zu konstruieren, mehr aber nicht.
„Survival“hat mich damals als Single nicht begeistert, im Kontext des Albums gehört es für mich zu den besseren Tracks. Hatte den Track deutlich schlechter in Erinnerung und kann den hier ganz gut hören. Das folgende „Legacy“ ist dann mal ein guter Track, der mir immer noch sehr gut gefällt. Track mit Skylar Grey ist überflüssig bis nervtötend, „Berzerk“ wurde schon abgehandelt und „Rap God“ ist halt der Witz des Albums. Ein Beat, der kein Beat ist. Kp, was das sein soll. Dazu die Geburtsstunde des Roboterflows. Lyrisch auch eher nichts Besonderes. Da gibt es wirklich viele MCs, die damit den Boden aufwischen würden. Es folgen zwei Füllersongs, auf die dasselbe wie auf die Tracks 3 und 4 zutrifft: Kann man hören, alles auf MMLP ist 10x besser. Dann kommt „Monster“. MM mit unaushaltbarem Schreiflow, Rihanna mit einer Kackhook und auch der Beat ist für die Tonne. Hat Dre da eigentlich gar nichts mehr zu sagen oder stimmen die Thesen, dass der nur Above the Law abkopieren kann?
„Monster“ zeigt ganz gut, wo ein weiteres Problem liegt. Neben den nicht funktionierenden Referenzen stehen zuviele Dinge an dieser Platte im Widerspruch zu dem, was den Titel eigentlich ausmacht:
„NKOTB suck a lot of dick“ vs. Kalkulierte Schrottsongs für das Radio. „The real slim shady“ war zwar auch geil kalkuliert, aber nicht anbiedernd, sondern auf Dreistigkeit ausgelegt. Davon ist hier nicht mehr viel übrig. Das Album trudelt dann aus, Kendrick liefert einen netten Part, als Song funktioniert das aber auch noch. Entschuldigungssong für Debbie auch eher nichts für MMLP, obwohl das menschlich vielleicht eine gute Sache ist. Ein Pluspunkt noch für das Feat mit Buckshot auf der Bonus/Deluxe/Special/Extra-Edition. Der soll mal mehr alte Recken featern. Obwohl, besser nicht.
Ok, Fazit: Besser als Encore auf jeden Fall. Auf Encore sind zwar Bretter drauf, aber hier ist die Enttäuschung nicht so groß, da man nichts erwartet hat. Kann das hier besser am Stück durchhören als besagtes Encore. Am besten revidiert er beide Scheiben. Instrumentaltechnisch ein schwaches Album, lyrisch ganz gut, aber das in hörbare Musik transformieren – Fehlanzeige. Das Cover finde ich auch noch gut. Das könnte man für die richtige MMLP2 wiederverwenden.
Ich gebe hier mal
3.8 von 10. Wer will, kann was zu den Bonussongs schreiben.