Kommt auf die Betrachtungsebene an. Wenn man die Meinung vertritt, dass Gefängnis erstmal per se für jeden Gesetzesverstoß eine angemessene Strafe sein kann, dann passt der Vergleich nicht, dann hast du Recht.
Ich z.B. vertrete aber die Meinung, dass eine Strafe primär der Gesellschaft dienen sollte. Zweck einer Gefängnisstrafe wäre demnach einzig und allein die Gesellschaft zu schützen und den Täter zu resozialisieren. Ein Uli Hoeneß der Steuern hinterzieht ist keine direkte Gefahr für die Gesellschaft, keine Mutter wird sich sagen "Endlich sitzt der im Bau, jetzt kann ich meine Kinder wieder auf der Straße spielen lassen". Ich denke auch nicht, dass er resozialisiert werden muss. Daher gibt es für mich bei solchen Vergehen keinen rationalen Grund für eine Gefängnisstrafe. Das befriedigt lediglich irgendwelche niederen Gelüste. Eine passende Bestrafung für so einen Fall wäre imho eine Geldbuße die sich prozentual an Einkommen und Vermögenswerten orientiert, den Prozentsatz kann man dann noch nach der Höhe der hinterzogenen Summe richten. Durch den prozentualen Satz trifft so eine Strafe jeden relativ gleich hart. Und Steuerhinterziehung ist kein Verbrechen, dass man aus Hass begeht, sondern aus Geldgier. Das heißt eine angemessen hohe Geldbuße die jeden - egal wieviel er verdient und auf der hohen Kante hat - hart trifft hätte da vermutlich durchaus eine abschreckende Wirkung. Eine abschreckende Höhe müsste selbstverständlich gewährleistet sein, damit es da eben keine Kalkulationen gibt ob es sich vielleicht lohnt oder nicht. Irgendwo hieß es hier Hoeneß hätte 400 Millionen auf der hohen Kante. Wenn er jetzt die hinterzogenen Steuern plus Zinsen nachzahlen, und zusätzlich 200 Millionen Strafgeld abdrücken müsste, glaube ich nicht, dass die abschreckende Wirkung sehr viel kleiner wäre. Und der Staat hätte sehr viel mehr davon.
Unter dem Aspekt des Schutzes und Nutzens für die Gesellschaft ist es in meinen Augen zweifelsfrei absurd einem Steuerhinterzieher eine höhere Gefängnisstrafe aufzubrummen als jemandem der einem anderen Menschen aus niederen Motiven ein Messer ins Herz sticht.