Original geschrieben von Attaphek
es wäre der diskussion dienlicher einmal etwas konstruktives beizutragen, als immernur spässchen zu machen...
Ich kopiere den Teil mal hier rein, damit deine Ignoranzmethodik ausgehebelt wird
:
Vom materialistisch-mechanistischen Weltbild zum geistig-lebendigen Kosmos
Eine überraschende Beschreibung der experimentellen Daten, des von erhitzten Körpern
abgestrahlten Lichtes von Max Planck 1900 und die darauf folgenden (Nobelpreis gekrönten)
Einblicke durch Einstein 1905 wiesen auf eine teilchenartige Struktur des Lichtes, auf die Existenz
von Lichtquanten hin, was im paradoxen Widerspruch zu einem von Faraday und Maxwell sicher
etabliertem wellenartigen Charakter des Lichtes stand. Diese unverständliche „Welle=Teilchen“-
Ambivalenz wurde etwa 20 Jahre später von Louis de Broglie in seiner Umkehrung
„Teilchen=Welle“ auch als notwendige Voraussetzung für das seltsame Verhalten der Elektronen in
der Atomhülle des Bohrschen Atommodells erkannt.
Die Paradoxie dieser „Quantenphysik“ löste sich erst 1925 durch eine radikale Neuinterpretation
der Dynamik durch Werner Heisenberg, Niels Bohr, Max Born und Wolfgang Pauli auf. Sie
verlangte eine Revolutionierung der bisherigen klassischen Weltsicht mit der überraschenden
Erkenntnis: Materie ist im Grunde gar nicht Materie, sondern ein Beziehungsgefüge, eine Art
Gestalt oder in gewisser Weise trägerlose ‚Information’. Die ontische Grundstruktur der Welt,
basierend auf primär existierender Substanz wird ungültig. Sie muss ersetzt werden durch einen
‚Komos’, in dem nicht mehr Fragen: „Was ist? Was existiert?“ am Anfang stehen, sondern nur
Fragen der Art: „Was passiert? Was bindet?“. Genauer: Anstelle der bisher angenommenen Welt, einer
mechanistischen, dinglichen (objektivierbaren), zeitlich determinierten ‚Realität’ (lat. res = Ding)
entpuppt sich die eigentliche Wirklichkeit (eine Welt, die wirkt!) im Grunde als ‚Potenzialität’, ein
nicht-auftrennbares, immaterielles, zeitlich wesentlich indeterminiertes Beziehungsgefüge, das nur
gewichtete Kann-Möglichkeiten, differenziertes Vermögen (Potenz) für eine materiell-energetische
Realisierung festlegt. Die klassische Realität des materiell-objekthaft Getrenntem ergibt sich erst
durch eine vergröbernde Ausmittelung aus der potentiellen, ganzheitlichen, zeitlich wesentlich
offenen, immateriellen Allverbundenheit.
Eine Weiterentwicklung der Quantentheorie 1928 durch Paul Dirac zu einer ‚relativistisch
invarianten’ Quantenmechanik, welche die Konsequenzen der Einsteinschen ‚Speziellen
Relativitätstheorie’ berücksichtigt, führte notwendig zu einer „Vielteilchentheorie“ und letztlich zur
umfassenderen „Quantenfeldtheorie“. Diese enthält Prozesse der spontanen Erzeugung und
Vernichtung von „Teilchen“. Dadurch kommt in der relativistischen Quantenwelt als neues
Charakteristikum zur bisherigen Indetermiertheit (der zeitlich wesentlichen Offenheit) eine genuine
Kreativität hinzu (die mehr ist als nur ‚Ent-wicklung’, d.h. ein ‚Aus-wickeln’). Die Kombination
‚offen-kreativ’ weckt mehr Assoziationen zu lebendigen Systemen als zur toten Materie, weshalb
eine Kurz-Bezeichnung ‚prä-lebendig’ dafür angemessen erscheint.
Die, in dieser relativistisch erweiterten Form im Grunde offene, kreative, immaterielle,
allverbundene Verfasstheit der Wirklichkeit eröffnet die prinzipielle Möglichkeit, die unbelebte und
auch die belebte Welt als nur verschiedene – nämlich, einerseits, statisch stabile und, andererseits,
offene statisch instabile, aber dynamisch stabilisierte – Artikulationen eines solchen ‚prä-lebendigen’
(eines im Kern indeterminierten, sich zugleich in Verbundenheit kreativ-differenzierenden) Kosmos
aufzufassen.
Die neue qualitativ tief greifend veränderte naturwissenschaftliche Weltdeutung erweist sich durch
ihre Auflockerung und Öffnung in erstaunlichem Maße geeignet, Brücken zu schlagen zwischen den
auseinander driftenden wissenschaftlichen Disziplinen, und darüber hinaus eine enge Verbindung
zu den Künsten und Religionen zu ermöglichen. Sie bereitet den Grund für neue, erweiterte
gemeinsame Denkrichtungen. Dies jedoch mit einer folgenreichen Einschränkung: Auch die
Naturwissenschaften müssen eine prinzipielle Begrenzung ihres objektivierenden, als exakt
vorgestellten epistemischen (analytischen) Wissens akzeptieren, welche nicht mehr aus einem
‚Noch-nicht-Wissen’ resultiert. Die Wirklichkeit ist nicht uneingeschränkt ‚wissbar’. Deshalb kann
auch die Physik als Basis jeder Naturwissenschaft, wie die anderen Disziplinen und
Deutungsformen, letztlich nur in Gleichnissen von einer im Grunde nicht greifbaren, nicht
objekthaft, wohl aber mathematisch (in Beziehungen) beschreibbaren Wirklichkeit sprechen. Dieser
Umstand führt dazu, dass wir immer wieder, so auch in dieser Denkschrift, an die Grenzen stoßen,
wo wir uns nicht mehr einfach mit den Mitteln unserer Umgangssprache ausdrücken können. Es
gilt jedoch nach wie vor, dass die mathematische Beschreibung der nicht manifesten Potenzalität
anhand ihrer Konsequenzen für die manifeste dinglich-faktische Realität experimentell geprüft
werden kann. Wir sind also nicht auf das total Zufällige, nicht mehr Berechenbare, zurückgeworfen.
Die Öffnung, die in einer (unendlichen) Unbestimmtheit zukünftiger Realisierungen zum Ausdruck
kommt, ist nicht allumfassend beliebig, sondern erfolgt innerhalb fester Tendenzen, die
insbesondere durch Symmetrien der dynamischen Beziehungen charakterisiert sind und strenge
Erhaltungssätze induzieren (z.B. die Erhaltung der Energie bei allen Prozessen).
Die ökologischen, ökonomischen und kulturellen Krisen, mit denen wir heute konfrontiert sind und
die uns scheinbar überfordern, sind Ausdruck einer tief greifenden geistigen Krise im Verhältnis
von uns Menschen zu unserer lebendigen Welt. Und diese hängt wesentlich mit unserer Weigerung
zusammen, diesen aufgedeckten, im Vergleich zur gewohnten dinglichen Realität revolutionär
erweiterten Charakter der Wirklichkeit im wissenschaftlichen Kontext nicht, wie bisher nur formell,
sondern bewusst mit allen Konsequenzen zu akzeptieren. Dies nötigt uns zu einer Bescheidenheit
bezüglich des prinzipiell Wissbaren. Doch nicht nur aufgrund dieser empfindlichen Einbuße ist
dieser Widerwille leicht verständlich, sondern aus mehr praktischen Gründen, weil, wie sich
herausstellt, diese Erweiterung bei den ‚unbelebten’ Erscheinungsformen im Rahmen unserer
objektivierbaren Alltagserfahrung im Wesentlichen keine greifbaren Konsequenzen zu haben
scheint (das Laserlicht wäre ein Gegenbeispiel). Die reduktionistische Naturwissenschaft mit ihren
strengen Gesetzmäßigkeiten und ihrer daraus resultierenden Prognose- und Manipulierfähigkeit
schien deshalb zunächst in diesem eingeschränkten Erfahrungsbereich uneingeschränkt gültig zu
bleiben und damit letztlich heuristisch die Vorstellung einer materialistisch-mechanistischen Welt zu
rechtfertigen.
Doch bei den energetisch offenen, belebten Erscheinungsformen der Wirklichkeit, denen auch der
Mensch zuzurechnen ist, kann die Erweiterung wesentliche Bedeutung erlangen, die gerade in einer
‚Lebendigkeit’ (im herkömmlichen Sinne) zum Ausdruck kommen und, etwas gewagt ausgedrückt,
mit einer ‚geistigen’ Dimension in Verbindung gebracht werden kann. Das Phänomen des
Lebendigen erhält seine überraschende Eigenart durch eine (aus instabilen Gleichgewichtslagen
resultierende) Sensibilität, den ‚(prä)-lebendigen’ Urgrund aufspüren und ihn ‚empfangen’ zu
können. Dies entspricht einer Verfeinerung der üblichen (auch zur Interpretation des Lebendigen
herangezogenen) Chaostheorie, in der das bisher angenommene ‚determinierte’ Chaos durch die
quanten-physikalischen ‚Fluktuationen’ (ein hoch-korreliertes ‚Zappeln’) ersetzt wird. Ein ‚neues’
Denken verlangt, hinter den vordergründigen, für das alte Denken notwendigen strengen
Gesetzlichkeiten eben diese (prä)lebendige Vielfalt und Offenheit zu entdecken, die uns in der
vergröberten, ‚begreifbaren’ Einfalt statistischer Mittelwerte verloren geht.
Solch eine neue Sichtweise öffnet uns auch die Möglichkeit, für uns Menschen an eine genuine
Kreativität und Gabe absichtsvollen und gemeinschaftsbezogenen Handelns zu glauben. Diese
Vorstellung liefert die Basis, einerseits, für unser Streben nach Freiheit und Entfaltung von
Individualität und erlaubt uns, anders sein zu können. Und dies, andererseits, ohne die zu Grunde
liegende Allverbundenheit zu verlieren, die sich in einer eingeprägten Neigung äußert, unsere
besonders ausgebildeten Fähigkeiten kooperativ mit anderen zu einem höheren Ganzen
‚organismisch’ einzubringen und dieses auch aus eigenem Antrieb und freiem Willen zu wollen.
Moderne wissenschaftliche Erkenntnisse & tradierte Einsichten
Die gebotene Bescheidenheit, welche die neuen Einsichten fordern, lehren uns, dass in gewisser
Hinsicht die neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und ihre Schlussfolgerungen kaum
‚revolutionär’ genannt werden können, wie es vielen heute erscheinen mag, deren Denkmuster sich
an wichtigen Teilaspekten der Aufklärung und der darauf aufbauenden reduktionistischen
Wissenschaft orientieren. Das ‚neue’ Wissen finden wir in der einen oder anderen Weise bestätigt in
dem weiten Spektrum kulturellen Wissens, von Vielfalt und Ausdruckformen menschlichen Lebens
in der Geschichte wie in der breiten Varianz der Lebens- und Kulturräume. Das hier vorgestellte
‚neue’ Wissen können wir deshalb (wenn wir, wie viele heute, bisher von einer ehernen Gültigkeit
der epistemischen Wissenschaft ausgehen) in einem gewissen Sinne als eine zusätzliche
wissenschaftliche Untermauerung der vielfältigen ethischen und moralischen Wertesysteme
betrachten. Die notwendig gewordene immaterielle Öffnung der Wirklichkeit wird dabei
aufgefangen in einer ‚geistigen’ Form, die jedoch, in der hier geschilderten Darstellung, über den
Menschen hinaus alles Lebende einschließt.