Durch die Lektüre russischer Literatur (insbesondere von Dostojewski) war Goebbels von einer schwärmerischen Liebe zu Russland erfüllt.
[28] Das
bolschewistische System hielt er für nur vorübergehend. Dann aber würde Russland vorangehen auf dem Weg zu einem idealen Sozialismus. Dieser würde auch einen neuen, den „kommenden“, Menschen erschaffen. Dieses Geschehen sollte in einer engen Wechselwirkung mit Deutschland ablaufen, möglicherweise auch in einer kriegerischen Auseinandersetzung. Aber nicht um Land oder Macht sollte gekämpft werden, sondern „um die letzte Daseinsform“.
Nach der Konfrontation mit Hitler verschwand dieses bislang so häufige Thema aus seinen Artikeln und aus seinem Tagebuch. Als Gauleiter übernahm Goebbels dann vorübergehend Hitlers Linie. Aber bereits 1929 wollte er Deutschlands Expansion in überseeischen
Kolonien sehen, nicht in Russland. Als Propagandaminister folgte er wiederum Hitler, doch vor Beginn des
Deutsch-Sowjetischen Krieges im Jahr 1941 erwartete er dort wiederum den „echten Sozialismus“ und in den letzten Kriegsjahren drang er ständig auf eine humanere Besatzungspolitik.
[29]