In meiner Anti-SJW-Phase gegen die Trigger-Warning-Safe-Space-Kultur aus den USA war ich für das sogenannte „Intellectual Dark Web“ empfänglich, die aus Menschen wie Jordan Peterson, Ben Shapiro, Dave Rubin und Steven Crowder bestehen. Die sind für absolut uneingeschränkte Rede- und Meinungsfreiheit, gegen Identitätspolitik, Intersektionalität und Political Correctness. Insgesamt vertreten sie konservative bis rechtskonservative und liberale bis libertäre Positionen. Im Kulturkampf lautet ihr Motto: "Conservatism is the new punk rock“. Der reichweitenstarke YouTube-Kanal PragerU, der häufiger mal gezielt Desinformationen verbreitet, veröffentlicht genau solchen Content in regelmäßigen Abständen. Es gibt einige inhaltliche Überschneidungen mit der Alt-Right, die auch gegen den vermeintlich gefährlichen „Kulturmarxismus“ kämpfen, aber da würde ich sie nicht politisch verorten.
Es gibt verschiedene linke Strömungen:
1. Die
Soziallinken legen eher den Fokus auf den Klassenkampf und Umverteilungsfragen. Sie wollen die soziale Ungleichheit und den Klassismus bekämpfen (Reiche und Großkonzerne höher besteuern, höherer Mindestlohn, bezahlbarer Wohnraum, angemessene Grundrente, kostenlose Kita-Plätze, Arbeitnehmerrechte stärken, weniger Einfluss von Lobbyisten etc.).
2. Für
Kulturlinke spielt die Kapitalismuskritik eine untergeordnete Rolle. Sie sind eher für einen progressiven Neoliberalismus offen und konzentrieren sich vermehrt auf die Rechte von Minderheiten und benachteiligten Gruppen.
Intersektionalität beschreibt die Überschneidung von verschiedenen Diskriminierungsformen in einer Person (Rassismus, Sexismus, Klassismus, Behinderung, Altersdiskriminierung, Antisemitismus, Islamophobie, Homo- und Transphobie).
Beispiel: Beyoncé erlebt
Mehrfachdiskriminierung wegen ihrer Hautfarbe (Rassismus) und ihres Geschlechts (Sexismus), aber dafür ist sie reich, berühmt und erfolgreich. Ein weißer Obdachloser hat mit Armut zu kämpfen (Klassismus) und hat ein weitaus
schwierigeres Leben. Man kann die verschiedenen Diskriminierungsformen nicht auf eine Stufe stellen.
Einige Themen, die darunter fallen: Gender Pay Gap (ist komplexer als es dargestellt wird), Geschlechtergerechte Sprache, Frauen- und Minderheitenquote, Gender Pricing, Gender-Marketing, Abtreibungsrecht, sexuelle Belästigung und Gewalt, sexuelle Objektifizierung, Barrierefreiheit, Inklusion, Ehe für alle, Adoptionsrecht für homosexuelle Paare, dritte Toilette, Misgendering und Geschlechtseintrag „divers“.
Menschen, die nicht „typisch deutsch“ aussehen und einen „ausländisch klingenden“ Namen haben, erhalten trotz gleicher Qualifikation häufiger Absagen bei der Job- und Wohnungssuche, geraten häufiger nur wegen ihrer Herkunft/Hautfarbe in Polizeikontrollen (Racial Profiling) und sind gemessen an ihrer Bevölkerungszahl seltener in Macht- und Führungspositionen vertreten. Letzteres ist nicht immer auf Diskriminierung zurückzuführen, aber es ist ein entscheidender Faktor.
Das ist ein sehr weites Feld. Manches halte ich für übertrieben, vieles hat seine Daseinsberechtigung.
3. Die
Ökolinken setzen sich vermehrt für Tier-, Klima- und Umweltschutz ein.
Das führt auch mal zu innerlinken Grabenkämpfen („The left is eating itself“), aber das sind keine absoluten Gegensätze. Ganz im Gegenteil. Insgesamt haben die Strömungen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Sie setzen nur andere Prioritäten. Für den
Durchschnittslinken sind neben der sozialen Frage noch
weitere Aspekte hinzugekommen.
Hat Identitätspolitik den Aufstieg der Rechten und den Niedergang der Linken zu verantworten? Zwar haben die Diskussionen um Rassismus, Sexismus, Homo- und Transphobie zugenommen, aber die
Klassenfrage ist immer ein
zentrales politisches Thema. Wer oder was treibt die Menschen in die Arme von Rechten?
In erster Linie führen soziale Ungleichheit und Zukunftsängste zu einer Spaltung der Gesellschaft, die rechte Parteien wie die AfD nutzt, um nach „unten“ zu „treten“ und Feindbilder aufzubauen. Sie schrecken nicht mal davor zurück Obdachlose gegen Flüchtlinge auszuspielen. Vor der Flüchtlingskrise ging es der ärmeren Bevölkerungsschicht kein Deut besser. Wenn sozial abgehängte Menschen aus strukturschwachen Regionen „aus Protest“ die AfD wählen, wählen sie gegen ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen. Die AfD ist keine Partei für die kleinen Leute. Ihr Programm ist neoliberal und unsozial.
AfD-Wähler leben häufiger auf dem Land und vor allem in Ostdeutschland und haben in ihrem Ort einen sehr geringen Migranten- und Ausländeranteil. Wie ist das möglich? Ist das nicht ein Widerspruch? Sie haben kaum Erfahrungen mit Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlingen gemacht, kennen nur die Negativbeispiele aus der Presse und gehen dann den Rattenfängern von der AfD auf den Leim.
Bernie Sanders hat das mal gut auf den Punkt gebracht:
Radikale Auswüchse:
Ich habe die
PoMo-Bubble mal näher unter die Lupe genommen, die sich selbst als antirassistisch und feministisch verortet. Der Begriff PoMo steht für Postmoderne und Bubble bedeutet übersetzt (Filter-)Blase. Man könnte es als Identitätspolitik im Endstadium bezeichnen.
Menschen werden in Gruppen nach ihrer Hautfarbe, Geschlecht und sexuellen Orientierung eingeteilt, wodurch eine Hierarchie entsteht. Es zählt nicht mehr
was gesagt wird, sondern
wer etwas sagt. Je weniger Privilegien man hat desto einen höheren Stellenwert hat man innerhalb der Gruppe. Das endet dann in der „Oppression Olympics“, in der „weiße heterosexuelle Männer“ zur Zielscheibe geworden sind.
Da hilft nur noch die Selbstkasteiung:
Sie verwenden die
Rassismus- und Sexismuskarte missbräuchlich und verfallen in eine
Opfermentalität. Bei berechtigter Kritik nutzen sie es dann als eine Art Schutzschild, um den Gesprächspartner mundtot zu machen.
Laut ihnen dürfen nur Betroffene entscheiden, ob eine bestimmte Handlung Rassismus oder Sexismus darstellt, weswegen weiße Männer kein Mitspracherecht haben. Sie beanspruchen für sich die Deutungshoheit über die Begriffe. Als weißer Mann darf man nur als Ally/Verbündeter solidarisch in Erscheinung treten, aber darf keineswegs selber zu aktiv sein, weil man ihnen sonst z.B. durch Bücher und Vorträge über Rassismus und Sexismus den Raum und das Geld wegnimmt.
Sibel Schick und Hengameh sind „Crybullies“, die regelmäßig 'Fishing for Hate' betreiben:
1. Stark provokante Äußerung tätigen (z.B. gegen Deutsche, Männer oder Weiße)
2. Gegenreaktionen erhalten
3. Sachliche Kritik ausblenden und nur auf einzelne Hasskommentare fokussieren
4. Sich als Opfer inszenieren
5. Alles wiederholen
Wer Hass sät, wird Hass ernten:
Sie beschweren sich stets über Hate Speech und bekämpfen dann Rassismus und Sexismus mit Rassismus und Sexismus. Wenn man den Spieß umdreht, ist man kein Deut besser. Es wird einem auch „Tone policing“ vorgeworfen, wenn man sich mit ihnen ruhig und sachlich unterhalten möchte.
Das ist nur eine laute Minderheit von Aktivisten, die ihre Psychosen offen ausleben, für große Schlagzeilen sorgen und sich zu
nützlichen Idioten der Rechten machen
. Wie sollte man damit umgehen? Don't take the bait. Twitter ist nicht das echte Leben. Einfach links liegen lassen (höhö) oder sich darüber amüsieren. Das ist ein recht unterhaltsamer Satireaccount, der alles auf die Spitze treibt:
https://twitter.com/TitaniaMcGrath
Mein Fazit:
Man kann bei negativen Entwicklungen Kritik in den eigenen Reihen üben und sich gleichzeitig gegen Diskriminierung einsetzen. Menschen, die alles undifferenziert betrachten, hassen diesen Trick!
Wir sollten auf Minderheiten Rücksicht nehmen, aber müssen uns nicht komplett nach ihnen richten.
Ich lehne
übertriebene Political Correctness ab bei der jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird, halte das Konzept von kultureller Aneignung (Dreadlocks tragen, Yoga machen etc.) in einer globalisierten Welt mit multikulturellen Gesellschaften für vollkommen absurd und kann Menschen nicht leiden, die super-woke sind, ständig den moralischen Zeigefinger erheben und sich über alles lautstark empören. Ich werde auch nicht bei harmlosen Sprüchen/Witzen zum „White Knight“. Man muss das Maß wahren und nicht aus einer Mücke einen Elefanten machen. Wer jede Kleinigkeit anprangert, untergräbt die Ernsthaftigkeit der Thematik. Jeder halbwegs vernünftige Mensch weiß, wann die Grenze des guten Geschmacks überschritten wurde.
Es sind nur
radikale Auswüchse, die übers Ziel hinausschießen und nicht stellvertretend für die gesamte Bewegung stehen, die sich im Kern für eine gute Sache einsetzt:
Einen respektvollen Umgang miteinander und eine gerechte Teilhabe am Leben.
Man betreibt gezielt Cherry-Picking und bauscht einzelne Ausuferungen maßlos auf, um die Gegenseite zu diskreditieren („Look how crazy they are!“). Das ist eine völlig verzerrte Darstellung.