die ursache für rechtspopulismus oder dem erstarken rechtsextremer parteien und deren wählerbasis ist methodologisch nicht ganz einfach und umstritten, aber hier mal paar grobe erklärungen ausm kopf
-zum einen gibts die theorie der postdemokratie, also das demokratische institutionen noch formal vorhanden, aber real ausgehölt sind und es vermehrt ebenen und akteure gibt, welche bestimmen aber nicht demokratisch legitimiert sind
das führt zu politikverdrossenheit und schwindendes vertrauen in die demokratie
colin crouch hat das gut zusammengefasst
-dann gibts noch ne große menge an powi und econ studien, die einen zusammenhang zwischen wirtschaftskrisen oder austerität und rechtsextremismus sehen
-prominente vertreter für die betonung von kultur und identität sind inglehart und norris mit ihrer "cultural backlash" theorie; die betonen, dass die kohorten nach den boomern besonders einen wertewandel mit sich brachten (postmaterialismus; liberalisierung, bildungsrevolution usw.); das war für "konservativ" eingestellte kohorten und menschen weniger schlimm in den früheren jahrzehnten; jetzt wurde aber critical mass und tipping points erreicht und es gibt einen cultural backlash
-die angst vor statusverlust wird auch sehr häufig genannt um den erfolg der afd zu erklären; deswegen auch die vielen afd wähler aus der mittelschicht
-generell fand ich den ansatz von dani rodrik und später philip manow recht interessant, welche die politische ökonomie des rechtspopulismus betont haben
hier einfach mal ein auszug von manows wiki eintrag, der seine einschätzung zum erfolg der afd zusammenfasst:
In Deutschland stiegen die Wählerstimmen der in Teilen
rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD) im Jahr 2017 obwohl die
Arbeitslosigkeit seit 2005 zurückging. Der im Jahr 2017 „
gegenwärtige Statusverlust, eine
aktuell erlebte soziale oder ökonomische
Deprivation können mithin schwerlich“ für die Wahl von rechten Parteien herangezogen werden. Nach Manow ist es „vielmehr die in der Vergangenheit erfahrene
Arbeitslosigkeit, die sich in Verbindung mit der Flüchtlingspolitik nach 2015 zu einem Syndrom des Unmuts verfestigte.“
Die Wähler der AfD sind dabei nicht die „Modernisierungs- oder Globalisierungsverlierer“,die „Arbeitsmarkt-Outsider“, sondern die „Arbeitsmarkt-Insider“. Manow verneint explizit psychologische oder
kulturalistische Erklärungen für die Wahl von populistischen Parteien, sondern dahinter scheint „ein Konflikt über die »gerechte Verteilung von Ressourcen« zu stehen, und das heißt eine vielleicht kulturalisierte, im Kern jedoch sozioökonomische Auseinandersetzung.“
denke mal nichts davon erklärt den erfolg der afd umfassend aber alles spielt schon irgendwie ne rolle
LG ich gehe jetzt in die mipa